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Tagesbuch

Predigt vom 28.08.2020 zum Fest der Mariä Entschlafung

3.10.2020 | Thema: Tagebuch |

Alles Gute zum Fest des Entschlafens Muttergottes, liebe Brüder und Schwester! 

Sobald wir solche Worte hören entsteht in unseren Köpfen ein großes Rätsel: „Wie kann in unserer Kirche das Andenken des Totentages eines Menschen zum Feiertag werden?“ Allem voran muss man sich mit dem Wort „Feier“ auseinandersetzen. Die Etymologie dieses Wortes bedeutet, „Ein vom Alltag besonders abgesetzter Tag, an dem im Andenken eines besonderen Ereignisses der Vergangenheit gedacht wird, man soll feiern also und wegen dieses besonderen Ereignisses von Tagesgeschäften fernbleiben. Denn das Thema des heutigen Ereignisses für mich so viel bedeutet, dass ich mich um das Tagesgeschäft nicht kümmern kann.“ Dies ist die Etymologie dieses Wortes. Zudem gibt es Feiertage, die das Tragische, die Trauerstimmung in sich tragen, dennoch werden diese trotzdem als Feiertage angesehen. Das kann ein Feiertag zum Andenken eines tragischen Ereignisses, wie z.B. das Fest der Enthauptung von Johannes dem Täufer. Für uns ist dieses Ereignis ein Andenken an die grenzlose Bosheit, worauf der Mensch in der Lage sein könnte. Am heutigen Feiertag erinnern wir uns nicht nur an den Tod, sondern dieser Fest ist für uns auch ein fröhlicher Feiertag. 

Wie kann der Tod der Gottesgebärerin für uns ein fröhlicher Feiertag sein? Die Bedeutung dieses Feiertages finden wir in den Stichiren und Kanonen, sowie in den theologischen Texten, die im Laufe des heutigen Tages gesungen und gelesen werden. Man muss dazu sagen, dass in kalendaristischer Hinsicht dieser Feiertag zu den zwölf größten kirchlichen Hauptfeiertagen gehört, und ist somit das letzte Fest, das die liturgische Tradition bzw. das kirchliche Jahr abschließt. Die Kirche hat lange Zeit über die Rolle der Gottesgebärerin nachgedacht, über ihre Rolle im Leben eines jeden Christen und über diejenigen Ereignisse, die in ihrem Leben auf Erden stattgefunden haben und die für uns auf Erden lebenden Menschen direkte Konsequenzen haben. An dieser Stelle müssen wir zurückblättern und uns an das irdische Leben der Gottesgebärerin erinnern. Wir wissen alle, dass Jesus Christus seinem Tod auf dem Kreuz im Alter von 33 Jahre begegnet ist, seiner Mutter hat er aber im Gegenteil ein langes Leben gespendet. Wie wir wissen – und hier muss erwähnt werden, dass unser Wissen auf der kirchlichen Tradition fußt -, dass die Gottesgebärerin unmittelbar nach der Auferstehung Christi einige Zeit in ihrem Haus in Jerusalem lebte. Sie stammte aus einer sehr wohlhabenden, renommierten Familie, die über ein Anwesen in der Hauptstadt verfügte. Dieses Haus steht bis heute und wird von vielen Pilgern aus aller Ecken der Welt aufgesucht. In diesem Haus, also verbrachte Maria nach der Auferstehung ihres Sohnes einige Zeit in Gedanken über ihr weiteres Leben. Sehr bald aber, begannen in Jerusalem die ersten Verfolgungen (der Christen), die christliche Gemeinde Jurasalems geriet in Bedrängnis, sodass die ersten Märtyrer ihr Leben für den Glauben opferten. Den Hass, den Zorn und die Feindseligkeit der Judäen, die, Christus aufs Kreuz brachten, bekam in erster Linie die Gottesgebärerin zu spüren. Das Leben in der Hauptstadt weiterhin war von hoher Gefahr geprägt und aus diesem Grund nahm der Apostel Johannes, der Evangelist, dem Jesus Christus den Wohl seiner Mutter anvertraut hatte, die Muttergottes in sein Haus auf und ging mit ihr nach Efes. Heute ist Efes eine Großstadt in der Türkei, damals eine wichtige Hafenstadt in Kleinasien des römischen Imperiums. In Efes verkündete der Apostel Johannes den Einheimischen das Evangelium Christi und die Gottesgebärerin verbrachte mit ihm mehrere Jahre dort. Aus dieser sog. „efesischen Periode“ ist uns bekannt, dass die Muttergottes eine große und gefährliche Reise unternahm, als ihr Schiff in einen fürchterlichen Sturm geriet und jedoch unbeschädigt und unversehrt von der Wucht der Wellen blieb. Das Schiff konnte an den Ufern der griechischen Halbinsel Athos anlegen, seit jener Zeit besteht die Mönchsrepublik. Und seit jener Zeit d.h. über mehrere Jahrhunderten, halten die athonitischen Mönche die Muttergottes für ihre Schutzherrin und Helferin. Der weitere Weg der Gottesgebärerin führte sie nach Zypern, wo sie eine Weile blieb, um anschließend nach Efes zurückzukehren. Die letzten Monate und Tage verbrachte die Muttergottes jedoch in Jerusalem. Sie kehrte heim, in ihr altes Haus in der Hauptstadt, um die wichtigsten Heiligtümer, die mit dem Leben ihres geliebten Sohnes verbunden waren, noch einmal zu sehen. Und hier erlebte Gottegebärerin eine zweite Verkündung, indem ihr der Erzengel Gabriel erschien und ihr das baldige Ausscheiden aus dieser Welt verkündete. Die Zeit sei gekommen, ihr geliebter Sohn rufe Seine Mutter zu sich. Die Gottesgebärerin hatte nur einen einzigen Wunsch offen: Etwas Zeit zu bekommen, um sich von den 12 Aposteln würdig zu verabschieden. Ihr Wunsch ging sehr bald in Erfüllung, denn alle Apostel versammelten sich – allein kommend oder mit Unterstützung der Engel, die sie im Nu nach Jerusalem – in das Haus der Gottesgebärerin brachten. Alle außer den Apostel Thomas. Die Apostel waren Zeugen des Entschlafens Muttergottes, die aus diesem Leben vor ihren Augen ausgeschieden war. Mit großem Kummer und Trauer führten Sie die Muttergottes zum Grabe und am dritten Tage kamm auch der Apostel Thomas in die Hauptstadt an. „Alles was ich euch hier erzähle, basiert auf unserer kirchlichen Tradition, die in den ‚alten Notizen der heiligen Väter und in den alten Apokryphen, die besondere historische Ereignisse dokumentierten, zusammengefasst sind. Die Tradition besagt somit, dass die Apostel 3 Tage nach dem Entschlafen der Gottesgebärerin vor ihrem Grab verbrachten. Sie konnten einfach nicht auseinandergehen bzw. zu ihrem vorherigen Leben zurückkehren. Hinter dem schweren Walzstein des Grabes, lag diejenige, die sich so sorge- und liebevoll, um jeden der Apostel gekümmert hatte. Im Gebet und Psalmlesungen gedachten sie also die Gottesmutter, bis der Apostel Thomas denen zusammenschloss. Um Thomas die Möglichkeit zu geben (seinen Tränen wegen), sich von der Jungfrau Maria zu verabschieden, wälzten sie den Grabstein zur Seite und blieben fassungslos: das Leib der Gottesgebärerin war verschwunden, bzw. lag nicht im Grabe. Es blieben lediglich ein paar Kleidungsstücke (das Khiton/Gewand und das Omoporion/Kopftuch) zurück, die von der Kirche bis heute als jene höchsten Relikten verehrt werden. Für die Apostel war es eine Offenbarung, dass Christus seine Mutter noch vor der allgemeinen Auferstehung aller Menschen zum ewigen Leben auferweckt hatte, so groß und eng war die Liebe Christi für Seine jungfräuliche Mutter. Dieses Mysterium stellt somit die Verwirklichung der Gebete der Gottesgebärerin dar, die, wie wir es in den Gesängen der Karwoche, insbesondere im sog. Klagelied der Mutter Gottes hören, die ihren Sohn bat, sie alsbald zu sich zu rufen. Es ist kein Wunder, dass die Bitte Marias erhört wurde: Wie in unserer orthodoxen Ikonographie sehr detailiert abgebildet, nahm Christus nicht nur ihre Seele, sondern auch ihr Leib ins Paradies, damit Seine geliebte Mutter mit ihm für immer bleibt und ihre mütterliche Vorsorge, die Sie bereits damals für die anfängliche und schwierige Entstehung der antiken Kirche spendete, und ihre Unterstützung auch den folgenden Generationen reichlich austeilt. Die Kirche hat unzählige Nachweise und Dokumentierungen über die Vorsorge, Hilfe und Beistand der Jungfrau Maria, die auch in der heutigen Zeit unermüdlich dabei ist, ihren Kindern kummer- und liebevolle Hilfe und Beistand zu leisten. Denn allen Kindern Christi ist sie zu Mutter geworden! In vielen Ecken der Welt wurde sie mehrfach als lebendige Person gesichtet und die Spuren ihrer Füße, die sie an manchen heiligen Orten hinterlassen hat, stellen einen unmittelbaren Nachweis ihrer wunderbaren Präsenz und ihres Wirkens in der Welt dar. Das Fest des Entschlafens der Gottesgebärerin ist folglich von besonderen geistigen Sinnen gekennzeichnet, es offenbart uns insbesondere den Sinn unseres Daseins. Denn wie auch das Leben der Gottesmutter zeigt, werden wir alle irgendwann zum Ende unserer Existenz auf Erden kommen, wovon wir aber keine Furcht haben sollten.  Denn der Tod ist nur ein Komma im Fluss unseres Lebens, nach dem ein wahres Leben anfängt. Uns so bereiten wir uns auf diese Geburt bzw. auf diesen Übergang sorgfältig vor und stimmen uns innerlich auf das kommende, wahre Leben ein. Sehr oft aber begegnet man Menschen die sagen, dass sie keinen Sinn in ihrem Leben sehen, dass das Leben voll Kummer und der Alltag sinnlos sei. Alles zieht sich von einem Tag auf den anderen, man lebe nur von Erinnerungen und Erwartungen. Wir wissen aber, dass jeder Tag, den wir erleben dürfen, ein Geschenk Gottes ist und das wahre Leben, außerhalb dieses Lebens ist. Das ist unser Weg, ein Weg der die Freude, die Fülle, die Tiefe und das Geheimnis des christlichen Lebens umfasst. Dadurch unterscheiden wir uns von den Menschen, die sich freiwillig für die irdischen Freuden entschieden haben und diese zum Zweck ihres Lebens gemacht haben. Aber so ein Leben ist voll Gefahren, Bezweiflungen und Ängste, denn so ein Leben ist auf die Philosophie des Jetztseins und des ewigen Nichtseins bzw. der ewigen Leere (nach dem Tod) beschränkt. Es ist in der Tat verängstigend. Und wir verstehen, was die Ursache dieser Angst ist, denn die Menschen haben den Boden unter den Füßen verloren. Wie z.B. ein von menschlichen Augen unbemerktes Virus die ganze Menschheit aus dem Konzept gebracht hat, indem die Sicherheit im daraufkommenden Tag zunichte gegangen ist. Auch das Gefühl, ich kann sorgenfrei mein Leben, wie gewohnt, weiterführen, ist verloren gegangen, daher sehen wir, wie die Angst das menschliche Leben umhüllt. Und darum haben wir heute nach der Bittektenie das Gebet gelesen, dass der „Herr seine treuen Kinder, in seiner unermesslichen Erbarmung, von jeglichen Ängsten“ befreit. Denn das Leben eines Christen sollten keine Ängste erschüttern. Sollen wir uns wirklich Gedanken machen, wie der Herr uns ins ewige Leben führt? Der Herr setzt auf unser Vertrauen und Ihm sollten wir unser Vertrauen schenken, sowie den Gesetzen folgen, die in unserem Glauben verankert sind und uns helfen, ungestört auf den Herrn zu hoffen. 

Gleichzeitig zeigt uns das heutige Fest, dass wir dem Beispiel der Gottesgebärerin folgen sollten, unser Leben tagtäglich voller Hoffnung und Vertrauen – der Angst um die Zukunft keine Achtung schenkend – führen und dem Herrn für alles was er uns im Leben schenkt, danken. Mit ihrem Leben liefert uns die Gottesgebärerin ein Beispiel, wie ein Christ sein Leben führen soll. Auf dieser Erde konnte sie nichts mehr aufhalten, das Einzige worauf sie sich sehnte war der Augenblick des Treffens mit ihrem Sohn. Doch der Herr hat seiner Mutter eine besondere Rolle zugewiesen, die sie weiter aufführen musste, insbesondere im Dienste der neu etablierten, anfänglichen Kirche stehen. Darauf hat Christus große Hoffnung gelegt. Auch wir sollten unser Leben, als ein ständiger Dienst ansehen. Nicht im Dienst der eigenen Person, der eigenen Sicherheit und des Komforts sein, sondern stets im Dienste Christi. Dies muss nicht zwingend was Großes sein, meist sind es kleine und unauffällige Dinge: Unsere Bemühungen im Dienste der Familie, im Gebet für die Angehörigen, in unserer Vorsorge für die Eltern oder anderen Menschen im Not, usw., etwas was für die anderen Mitmenschen wenig bedeutend und irrelevant ist, was aber im Geheimen ein göttliches Segen für unser Leben beinhaltet. Also, mit ihrem Leben und den Frieden vor ihrem Entschlafen möge uns die Gottesgebärerin die Ruhe und das Vertrauen spenden, damit unsere Seelen von jeglicher Angst und Verzweiflung verschont bleiben. Damit kein Zweifel und Misstrauen unsere Ruhe und unser Vertrauen, einen kindlichen, puren Glauben, in die vorsorglichen Hände des Allherrschers überschattet. In diesem Fest kommt die Vorsorge Christi sehr deutlich zum Vorschein, wie man auf jeder Ikone sehen und im Kanon zum heutigen Fest hören kann, in dem Er die kindliche Seele seiner geliebten Mutter sehr feinsinnig und sorgfältig in seine Hände nimmt. Diese Hände stehlen den Ankerpunkt im Leben jedes Christen dar. Mögen wir also, liebe Brüder und Schwester, die Ruhe, den Trost und den Frieden in diesem Feiertag finden, in allen Umständen des Lebens, die uns der liebe Gott schickt. Gottes Segen und einen schönen Tag!


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