Osterbotschaft des Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus’ʹ KIRILL an die Oberhirten, Hirten, Diakone, Mönche, Nonnen und alle gläubigen Kinder der Russischen Orthodoxen Kirche
2.05.2021 | Thema: Tagebuch |
Osterbotschaft
des Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus’ʹ KIRILL an die Oberhirten, Hirten, Diakone, Mönche, Nonnen und alle gläubigen Kinder der Russischen Orthodoxen Kirche
Hochgeweihte Oberhirten,
hochwürdige Priester und Diakone, allverehrte Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!
An diesem ersehnten und heiligen Tag, der von der Osterfreude und von wunderbarem Licht erfüllt ist, wird von Mund zu Mund, von Herzen zu Herzen die lebensbegründende Freudenbotschaft weitergegeben:
CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!
Durch diese Worte bekennen wir den unerschütterlichen Glauben an Jenen, vor dem wir am Karfreitag beim Kreuz standen, Den wir zusammen mit den Jüngern und den myrontragenden Frauen beweint haben, indem wir vor dem Grabtuch beteten. Heute verkünden wir feierlich samt dem Engelheer, indem wir die Einheit der irdischen und der himmlischen Kirche zeigen: „Heute ist die Rettung für die Welt, denn Christus ist auferstanden, da Er allmächtig ist“ (Osterkanon, Irmos der 4. Ode).
Das Pascha des Herrn ist das lichteste Zeugnis der Weisheit Gottes und der maßlosen Liebe des Schöpfers für das Menschengeschlecht. Der Anfang der Geschichte war, wie wir wissen, durch eine geistliche Tragödie überschattet: durch den Fall der Ureltern wurden die Paradiesestüren für die Menschen geschlossen, Leiden und Tod wurden seitdem zu einer unausweichlichen Folge der menschlichen Sündhaftigkeit. Aber, auch wenn die Menschen die Gemeinschaft mit Gott – dem Quell des Lebens – einbüßten, waren sie Seiner Güte und Liebe nicht beraubt.
Zugleich, wie Nikolaos Kabasilas, ein Heiliger des XIV. Jahrhunderts schreibt, „war die Liebe Gottes maßlos, doch das Zeichen, das sie ausdrücken konnte, fehlte“ (Sieben Worte vom Leben in Christus, VI. Wort). Liebe erweist sich im Tun des Guten für den Nächsten und in der Bereitschaft, für
ihn freiwillig Schwierigkeiten, Beengtheit und sogar Leiden zu erdulden, und der Erlöser zeigt beides auf. Durch seine Menschwerdung erneuert Er die durch die Sünde verdorbene menschliche Natur, durch seine Passion errettet Er uns von der Macht der Sünde. „So empfingen wir das Leben in Christus, -‐‑ folgert der hl. Ephraim der Syrer, -‐‑ kosteten den Leib des Herrn statt der Früchte des Baumes …, durch sein gerechtes Blut sind wir von der Verdammung gereingt und durch die Hoffnung auf die Auferstehung… leben wir Sein Leben“ (Auslegung der Vier Evangelien, 21).
Die Auferstehung des Heilands eröffnete die Pforte des himmlischen Reiches für die Menschheit und erfüllte unser irdisches Sein mit unvergänglichem Sinn. Der Herr schenkte Sich selbst allen an Ihn Glaubenden als das Muster der Tugend und erwarb Unverweslichkeit, damit alle Erretteten in Seine Fußstapfen treten, wie der hl. Maximos der Bekenner schreibt (Ambigua, 42). Und dafür sollen wir schon hier auf Erden lernen, die Luft der Ewigkeit zu atmen, indem wir den alten Menschen mit all seinem Tun ablegen (Kol 3, 9), unser eigenes Leben nach dem Evangelium ausrichten und an den Mysterien der Heiligen Kirche – der Erbin der großen Verheißungen Gottes – teilnehmen.
Der Glaube an die Auferstehung des Erlösers löscht die Flamme der Alltagsaufregungen und ermöglicht uns, uns über das Getümmel der Welt zu erheben, hilft uns, die Verlockungen der Sünden abzuwehren und die verschiedenen Ängste zu überwinden. Als Antwort auf die Göttliche Liebe sind wir aufgerufen,
Die Osterfeier vereint geistlich Millionen von Christinnen und Christen, die in verschiedenen Ländern leben, indem sie nationale und staatliche Grenzen überwindet. Dieser vielstimmige irdische Chor lobpreist zusammen mit den himmlischen Heerscharen den Herrn Jesus, der für alle Sein Blut vergoss und durch den lebensbringenden Preis die Welt loskaufte (Oktoichos, Ton 6, Stichira am Samstagsmorgen).
Jahr für Jahr, Jahrhundert für Jahrhundert, Millennium für Millennium erklingt diese Danksagung sieghaft auf der ganzen Erde; sie
„Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und
ungeheucheltem Glauben“ (1 Tim 1, 5) zu erweisen. Als Antwort auf Seine Barmherzigkeit – Erbarmen den uns Umgebenden zu gewähren. Als Antwort auf Seine Fürsorge – ein gesellschaftliches Leben in Einklang mit
den hohen Idealen des Evangeliums zu fördern.
erklingt trotz aller Versuchungen, Schwierigkeiten und Prüfungen. Auch heute hört sie nicht auf, da die Welt an der verderblichen Seuche leidet.
In der jetzigen komplizierten Zeit ist es besonders wichtig, diejenigen zu unterstützen, die krank und kraftlos sind, die Verluste von Verwandten und Mitmenschen betrauern, die den Lebensunterhalt einbüßten, die nicht in die Kirche kommen können. Lasst uns den Leidenden nach Kräften Hilfe leisten, lasst uns nicht gleichgültig an denen vorübergehen, die der menschlichen Gemeinschaft, der Aufmerksamkeit und Sorge bedürfen.
Erst vor kurzem konnten Viele von uns wegen der epidemiologischen Maßnahmen die Gottesdienste nicht besuchen. Die von uns erworbene Erfahrung zeigte, wie wichtig ist es, jede Möglichkeit zu schätzen und dafür zu nutzen, um am gemeinsamen Gebet, am Gottesdienst und den heiligen Mysterien teilzunehmen, vor allem an der Göttlichen Eucharistie, die uns mit Christus und miteinander vereint.
Meine Lieben, ich gratuliere euch herzlich zum Paschafest und wünsche euch starke Gesundheit und Gnaden vom Lebensspender Jesus. Möge der barmherzige Herr uns alle würdigen, an Ihm ausgeprägter teilzuhaben am abendlosen Tage Seines Reiches und freudig zu bezeugen:
CHRISTUS IST AUFERSTANDEN! CHRISTUS IST WAHRHAFTIG AUFERSTANDEN!
† KIRILL
PATRIARCH VON MOSKAU UND DER GANZEN RUS’ʹ Pascha Christi
2021