Mein Leben in Christo. Das Wort 513
10.08.2010 | Thema: Mein Leben in Christo |
Die unnatürliche Herrschaft des Fleisches über den Geist drückt sich unter anderem darin aus, daß der Geist gleichsam im Fleisch begraben ist, durch das Fleisch gebunden ist. Das ist besonders dann sichtbar, wenn es um den Dienst gegenüber Gott geht: Dann neigt der Mensch eher dazu, nur mit dem Mund, mit dem Fleisch, also verkehrt, Gott nahe zu sein; er betet Ihn nicht im Herzen, nicht im Geiste, nicht in der Wahrheit an. Tatsächlich leben wir oft so, als ob es keinen Geist in uns gäbe, und die höchste Stufe menschlicher Verkehrtheit zeigt sich darin, daß der Geist völlig verschüttet wird und der Mensch gleichsam nur Fleisch wird. „Mein Geist kann nicht in diesen Menschen sein in Ewigkeit, denn sie sind Fleisch“ (1. Mose 6, 3).
Betrachtet genau die Werke der menschlichen Gottesverehrung: Ihr werdet sehen, wie hier das Fleisch das Übergewicht über den Geist zu gewinnen sucht. In den Heiligen ist das Übergewicht des Geistes über das Fleisch daran zu sehen, daß sie nach dem Geiste leben und in der ganzen Welt Geist sehen, in allem die Weisheit, Allmacht und Güte Gottes; in allen Erscheinungen, in allen Dingen sehen sie die Spuren des Geistes; in sinnlichen Menschen zeigt sich das Übergewicht des Fleisches über den Geist darin, daß sie in allem nur das sehen, was ihren Sinnen zugänglich ist und, wie man sagt, nicht über ihre Nasenspitzen hinaussehen; der sinnliche, fleischliche Mensch schaut in die Welt und sieht sie fast wie ein vernunftloses Tier, er wundert sich nicht über die Weisheit, die von Ewigkeit bestehende Kraft und Güte des Schöpfers. Er liest ein Buch der hl. Schrift und sieht darin nur den Buchstaben; betet er, so geht er mechanisch im Verstande die Gebete durch und dringt nicht in ihren Geist ein, er kennt nicht die Kunst der Anbetung im Geiste und in der Wahrheit. Das Fleisch dominiert auch in der Bildung der Menschen. (Forscht nach, ob man in den Bildungseinrichtungen das wichtigste christliche Werk, das Gebet, lernt, ob man lernt, Gott zu schauen.) Das Fleisch wird in der Welt herrschen bis zum Ende der Zeit, so daß fraglich ist, ob „der Herr, wenn Er kommt“ um zu richten, „Glauben auf der Welt finden wird“ (Luk. 18, 8) – der Unglaube aber ist das Werk des Fleisches -, wie bei den Menschen der ersten Welt, vor der Sintflut.