Predigt von Erzpriester Sergij Baburin Hamburg, den 19. Januar 2021
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Ich gratuliere Euch, liebe Brüder und Schwestern, zum wundersamen Weltkirchenfeiertag, zur Taufe des Herren, zum Fest der Erscheinung Gottes.
Am diesem Tag segnet der Herr Seine Jünger, segnet die Welt, gibt ihr seinen Segen zurück. In diesen Zeilen des Evangeliums verfolgen wir eine gewisse Rückkehr zu den ersten biblischen Versen darüber, wie Gott die Welt schuf.
Wir erinnern uns an die ersten Zeilen des Buches des Genesis, die erste Erwähnung des Wassers: „…und Geist Gottes schwebte über dem Wasser“ (Gen 1,2).
Diese erste Erwähnung lässt uns verstehen, dass das Wasser die Materie ist, aus der Gott die Welt schafft. Der Heilige Geist schenkt dieser Materie seine lebenspendende Kraft, damit Gott in jedem Schöpfungsabschnitt neue wunderbare Geschöpfe in diese Welt setzen kann, und jedes von ihnen schmückt die Welt, geschaffen von einem beachtlichen Künstler, wie wir in einem Gesang hören.
Und an diesem Feiertag hören wir wieder, wie die ganze Heilige Dreifaltigkeit auf das Heilige Wasser hinabsteigt, damit sich diese durch die menschlichen Sünden betrübten Wasser verklären und uns somit eine neue Reinheit spenden.
Jedes Mal, wenn wir den Tag der Taufe des Herrn feiern, erleben wir immer wieder diese Ereignisse: der Herr steigt immer wieder zum Wasser hinab, segnet die Welt um uns herum, lässt uns aber Herrscher dieser Welt sein, mit der ganzen Verantwortung für alles, was in dieser Welt geschieht, bietet sich aber als Helfer, Unterstützer an.
Am heutigen Feiertag stellen wir uns wahrscheinlich die Frage: Warum eigentlich Wasser? Was ist Wasser überhaupt? Das ist die geheimnisvollste Naturkraft dieser Welt. Wie wir im Buch des Genesis lesen, ist sie dem Leben gleich: gibt es Wasser – so gibt es Leben, gibt es kein Wasser, dann gibt es auch kein Leben. Es ist ja auch so, dass unser Planet zu 70% mit Wasser bedeckt ist und jeder von uns zu 70% aus Wasser besteht.
Und jedes Mal, wenn wir über diese wundersame Materie nachdenken, befassen wir uns mit ihrer unglaublichen Fähigkeit des Ineinander-Durchdringens. Deswegen ist es wahrlich so, dass ein Tropfen das Meer weiht! Das ist die einzige Substanz, die in vielen anderen Substanzen erhalten bleiben kann, als Wasser, als Eis, als Dampf und trotzdem immer Wasser bleiben kann, also die chemische Formel dieser Naturkraft immer dieselbe bleibt und wieder als Kondensat in den flüssigen Zustand zurückkehren kann. Diese Prozesse können wir in vollem Umfang gar nicht begreifen. Wasser ist ein Segen. Kann aber zum strafenden Gottes Schwert werden.
Wir erinnern uns an die Verse, wie Gott die Welt von sündigen Menschen durch Wasser bereinigt. Das Wasser spült augenblicklich alle Sünden weg. Es ist weich und sanft, kann aber auch gewaltsam und zerstörerisch werden, das verstehen wir sehr gut, haben schon etliche Bilder gesehen, wie eine gewaltige Welle mit ungeheurer Kraft ganze Länder wegspülen kann. Und dabei ist das eine reinigende Materie, ohne die das menschliche Leben unmöglich ist.
Und damit wir weiter arbeiten können, segnet Gott durch den Wasserdampf, durch Naturquellen, durch alle Gewässer dieser Welt diese Leben schaffende Naturkraft, welche nach wie vor durch menschliche Sünden erschwert und betrübt ist.
Wie wir im Brief des Apostel Paulus an die Römer lesen, und diese Verse lesen wir bei der Taufe eines jeden Menschen: wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? (Röm 6,3)
Und wenn wir glauben, dass wir mit Jesus Christus sterben, dann glauben wir ebenso, dass wir mit Ihm leben und auch auferstehen werden.
Hier ist ein beeindruckender Moment zu verzeichnen, und zwar sind 30 Jahre vergangen zwischen der Geburt Christi und seiner Taufe. ..30 Jahre des Lebens unseres Herren auf Erden, niemand kannte Ihn, Er lebte ruhig unter den Menschen, kümmerte sich um Seine Mutter, ernährte sich von Seiner Arbeit, Er erlernte einen Beruf und wurde ein guter Meister…Und nun, nach 30 Jahren erscheint Er bei der Predigt, um über sich kundzutun, damit der Himmel über Ihn kundtut, und von diesem Augenblick an, vom Augenblick der Taufe beginnt Sein Weg zu Golgatha, Sein Weg zum Kreuz und zu der Auferstehung.
Deswegen ist es so wichtig für uns, heute am Feiertage der Taufe des Herrn auch an unsere Taufe erinnert zu werden, damit wir es immer wieder verinnerlichen, dass wir Christen sind, welche die christliche Taufe und somit Gottes Segen und Gnade empfangen haben und uns mit dem Herrn zu unserer Auferstehung begeben. Mit Gotthilf hoffen wir, dass das Wasser, welches wir heute in unsere Häuser mitnehmen, für uns zum Symbol der Liebe Gottes wird, zum Symbol dessen, dass der Herr uns alles Notwendige für unsere Errettung gibt. Er gibt alles, was ein jeder Mensch braucht. Natürlich ist uns als sündigen Menschen eigen, faul zu sein, einen Teil unserer Arbeit auf einen anderen Menschen zu überladen, die ganze Zeit zu jammern, wie schwer wir es haben. Und dennoch bleibt unser Dasein als Herrscher in dieser Welt. Und deswegen hilft uns der Herr und erinnert an die Verantwortung für das eigene Leben, für das Leben der Nächsten, für unsere unsterbliche Seele. Und so ist dieses Wasser ein Symbol dafür, dass der Herr bereit ist, bei uns zu sein, unser Leben zu reinigen, aufzuklären und es mit Freude zu füllen. Wir aber sind aufgerufen zu arbeiten, um die Gnade des Heiligen Geistes zu erwerben, wie dieses heilige Wasser, das wir heute bekommen. Damit unser Leben reich an Früchten des Heiligen Geistes, an Liebe, Freude, Friede, Geduld, Demut, Enthaltsamkeit und Gnade ist. Damit unsere Seele jeden Tag fröhlich und freudig von dieser Reinheit wird, welche unser Leben füllt.
Gottes Gnade euch allen, liebe Brüder und Schwestern, wollen wir die große Wasserweihe vollbringen und nehmen wir dieses Wasser als großes Heiligtum mit.
In Altertum gab es eine Tradition, dass wenn ein Mensch aus welchem Grund auch immer die Heiligen Gaben nicht empfangen durfte, so konnte er das Heilige Wasser empfangen, das war die Eucharistie im Bewusstsein eines Christen, denn diese Materie, das Weihwasser, ist mit dem Heiligen Geist verbunden. Das ist Gottes Hilfe in unserem Alltag. Wollen wir dieses Wasser mit großer Pietät aufbewahren und zu uns nehmen wie ein großes Heiligtum, das in unsere Seele und unser Leib eintritt. Und wollen wir glauben, dass der Herr durch dieses große Heiligtum uns allen Gesundheit spendet, um die wir uns letzte Zeit so sehr sorgen.
Gottes Gnade.
Predigt von Erzpriester Sergij Baburin Hamburg, den 19. Januar 2021
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Ich gratuliere allen Teilnehmern zur Annahme der heiligen Mysterien Christi. Heute waren wir Teilnehmer an der Göttlichen Liturgie. Was sich hier auf der Erde abspielt, ist wie ein Spiegelbild der Göttlichen Liturgie, die sich für immer im Himmel im Reich Gottes abspielt.
Wenn wir uns eine Kunst z.B. eine Oratorienkunst, d.h. die Kunst der Worte, vorstellen oder betrachten, werden wir sehen, dass die Hauptregel die Wahl des Leitthemas ist. Um die Zuhörer in Spannung zu halten, damit sie nicht weglaufen, ist es notwendig, etwas Interessantes zu wählen, etwas, das alle betrifft.
Das heutige Gleichnis, worum geht es da? Wir hören solche Worte: „Vergeben Sie Ihren Schuldigern…“, und schon wird es uninteressant, nicht wahr? Wenn man zum Beispiel sagen würde, wie man fordern soll, was sind die gegebenen Mitteln dafür, oder was sind die kirchlichen Regeln, was sind die Möglichkeiten, die ich als ein Mensch und vielleicht sogar als ein Kirchenmitglied habe, dann wäre natürlich die Aufmerksamkeit präsent, aber plötzlich realisiert man, dass es wirklich darum geht alles zu vergeben. Es klingt hart und es ist schwierig und man verliert sofort die Aufmerksamkeit, und man will es nicht mehr hören, richtig?
Aber was ist hier interessant. Wahrscheinlich ist es das, was der Herr meinte: „du kleine Herde …“, das heißt, er sprach über die Menschen, dass nicht alle ihn hören und ihm zuhören werden. Wir erinnern uns an den Apostel Paulus, der mit den Römern über das Reich Gottes sprechen wollte, und sobald sie davon hörten, über das weit entfernte Reich Gottes, das in diesem Augenblick nicht erreicht werden kann, sagten sie zu ihm: „Weißt du was, wir sind immer bereit, uns etwas interessantes und spannendes anzuhören, aber das hier gerade interessiert uns nicht“, und sie zogen los und gingen auseinander. Wir können sagen, dass das ganze Stadion Apostel Paulus verlassen hat, aber diese Worte Gottes sollten, zumindest für uns Christen, wichtig sein. Sie sollten in unserem Gewissen aufgenommen werden, sie sollten in unserem Leben aufgehen, sie sollten in unserem Leben sichtbar sein, damit wir das Kreuz als sichtbares Zeugnis dafür tragen, dass wir Christus kennen und ihm folgen. Für andere ist es vielleicht nicht so, aber für uns sollte das wichtig sein.
Noch mal ganz kurz über dieses Gleichnis. Ich werde es nicht im Detail wieder erzählen, sie alle kennen das schon. Sie haben heute im Evangelium gehört, wie ein Herr seinen Schuldner, der ihm viel schuldete, gerufen und gesagt hat: Du hast Schuld bei mir und für diese Schuld werde ich, wenn du sie mir nicht zurückgeben kannst, deinen Besitz, deine Frau und deine Kinder in die Sklaverei verkaufen“. Darum hat der arme, verschuldete Mann gebettelt und sagte: „Habt Geduld mit mir, ich gebe Euch, was ich kann, aber bitte tut es nicht“. Somit erbarmte sich dieser Herr und sagte: „Es ist gut, ich vergebe dir deine Schuld, geh jetzt“. Wir alle wissen, wie dann dieser Mann aus dem Königshaus herauskam, plötzlich seinen Schuldner sah, bis zum Ende bei ihm blieb und sagte: „Bis du nicht alles ausbezahlst, werde ich dich in die Schuldengrube stecken“. Eine Schuldengrube ist nicht das, was man heute drunter versteht, und es war damals wirklich eine echte Grube, in die man Menschen geworfen hat und man kam da nicht mehr raus bis sie nicht freigekauft wurden. So grausam war der Mann und ist hart geblieben, wie er vorher war. Er sagte: „Bis Du es zurückgibst, werde ich nicht loslassen. Jetzt ist das Ende mit der Vergebung. Wie soll man dir noch vergeben. Bis Du die Schuld mir nicht zurückgibst, werde ich nicht nachgeben“.
Was ist das? Seine Schuld scheint ihm erlassen worden zu sein. In einer solchen Situation ist man normalerweise, wenn man etwas extra bekommt, das man nicht hätte bekommen sollen, von Freude umgeben. Es ist eine Erfahrung, die zum Beispiel in der Schule beginnt. Es scheint, als hätte man eine sehr schlechte Note bekommen und sich überhaupt nicht vorbereitet, und plötzlich bekommt man eine tolle Note in der Prüfung. Ein wunderbarer Lehrer hatte Mitleid mit dir, weil er wusste, dass du dich vorbereitet hast, du hast immer fleißig gearbeitet hast, aber jetzt hat etwas nicht funktioniert, und er hat dir eine Note im voraus gegeben. Was für eine Freude, die man in so einem Moment spürt! Man ist bereit, diesen Lehrer zu umarmen, ihn für alles zu danken und eine große Flut der Freude kommt heraus. Und so passiert alles in unserem Leben. Alles, was wir erhalten: Wir erhalten manche Gaben von Gott, und wir sind glücklich ihm zu dienen, wir sind bereit, in die Kirche zu gehen, eine Kerze zu spenden und ihm für alles zu danken. Wir sind bereit uns selbst in die Brust zu schlagen und zu sagen: „Herr, wir werden weiter für Dich arbeiten. Danke für diese Sonne, für dieses Meer, für deine Gaben, für unser Leben“. Doch plötzlich gibt es morgen einen Sturm, Regen und wir vergessen alles, was wir gesagt haben. So geschieht es und so menschlich ist es. Wir sind bereit, aber dann schwindet unsere Bereitschaft.
Dieses Gleichnis handelt höchstwahrscheinlich, liebe Brüder und Schwestern, von der besonderen Qualität der Liebe. Diese Eigenschaft der Liebe, wenn wir ihr den Willen geben, diesen besonderen Sinn in uns, kann einen Menschen verwandeln.
Besonders geschieht dies in der Kirche, in den heiligen Mysterien der Kirche, wie etwa dem Mysterium der Beichte. Wenn wir uns auf die Beichte vorbereiten, es fällt uns schwer, wir sind von unseren Sünden müde und entschließen uns endlich alles hinter uns zu lassen, aber dafür bitten wir Gott, uns von dieser Last zu befreien. Wir wollen nicht mehr dorthin zurückkehren. Und jetzt vergibt uns Gott. Manchmal haben wir sogar das Gefühl, dass uns vergeben wurde. Wir sagen uns: „Ich werde es nicht mehr tun“. Und wir gehen fort. Aber manchmal kommt es vor, dass diese Vergebung Gottes nicht tief in unserem Herzen verwurzelt wird, und sie bleibt fruchtlos. Nur oberflächlich. Wir haben bekommen, was wir wollten, und haben es vergessen. Aber uns wurde die Gelegenheit gegeben, uns die ganze Zeit daran zu erinnern, dass Gott mir heute vergeben hat, dass der Herr sich heute nicht an meine Sünden erinnern wird, dass alles, was ich gesagt habe, schrecklich und beschämend für mich war, weg ist! Ich bin rein vor Gott. Ich bin jetzt in der Lage, das Reich Gottes zu erben. Und wenn wir dieses Gefühl, dieses Verständnis dieses großen Sakramentes in unser Herz hineinlegen, dann wird diese Liebe, die der Herr uns durch seine Vergebung geschenkt hat, auch dann Früchte tragen, wenn jemand auf uns zukommt, uns drängt, uns auf unsere Schwielen tritt oder uns bittet ihm 500 Euro leihen und wenn diese Freude wirklich echt ist, weil wir den wahren Gott um Vergebung gebeten haben, dann werden wir nicht an die Verfehlungen anderer Menschen uns erinnern, wir werden nicht grob antworten wollen, wir werden nicht in Neid verfallen, wir werden nicht auf den Menschen zornig schauen wollen, im Gegenteil, wollen wir dann nur Gutes tun! Wir werden diese unglückseligen 500 Euro unserem Schuldner oder jemandem, der darum bittet, geben wollen, auch wenn wir wissen, dass er sie uns nicht zurückgeben wird. Wir wollen dann etwas Gutes tun oder einfach jemanden anlächeln oder einfach zu ihm sagen: „Es ist nichts, alles ist gut, es kann passieren“. Und wenn wir dieses Gefühl beibehalten, wird sich alles um uns herum verändern. Plötzlich werden die Farben in unserem farblosen Leben erscheinen und wir werden sehen, dass alles nicht so schlimm ist. Wir werden sehen, dass der Herr da ist. Die Leute werden sich wundern und sagen: „Was ist mit ihm oder ihr passiert? Warum ist er oder sie plötzlich so anders?“. Ja, weil der Herr uns unsere Schuld vergeben hat und die Liebe, die jetzt in uns lebt, geschenkt hat und wir bekommen keine Gelegenheit uns in unserem Herzen zu verhärten, wie in dem heutigen Gleichnis der Mann, der zu seinem eigenen Nutzen beschlossen hat und für sich dachte: „Wenn es klappt, werde ich heulen. Man sagte mir, dieser Herr sei freundlich. Wenn du dies tust, wird er dir verzeihen“, aber mehr auch nicht.
Das Gute, das der Herr diesem Schuldner gegeben hat, hat er nicht verdient. Er brauchte es nur für eine Weile, für seinen Zweck. Dasselbe gilt auch für uns, liebe Brüder und Schwestern, die der Herr uns voll und ganz schenkt. Er fragt nicht, was wir als nächstes tun werden. Und was interessant ist, ist die Tatsache, dass er uns vertraut. Allmächtiger, Allwissender Gott – Er vertraut uns! Er kennt unsere Möglichkeiten, was wir tun können, so wie wir es ihm jetzt sagen, so wie es uns unser Herz sagt, oder wir können uns davon abwenden und tun, was wir immer tun, aber in der Freiheit, in der wir bleiben und über die der Herr sich nicht gestellt hat, hofft der Herr, dass wir diese Freiheit immer noch so anwenden, wie es notwendig ist, so wie Er es von uns erwartet hat.
Wenn ihr mich liebt, sagt Gott, dann hört ihm auf meine Worte, die ich euch sage.
Hier ist ein einfaches Gesetz. Es ist nicht mehr das Gesetz der Schrift oder das buchstäbliche Gesetz – es ist das Gesetz der Liebe, nicht wahr? Der Herr sagt: „Wenn ihr mich liebt, gibt es nur eine Bedingung. Wenn ihr mich liebt, werdet ihr sie erfüllen!“. Der Herr sagt nicht, dass ihr jetzt Christen werdet, dass ihr ein Kreuz haben werdet, dass ich bei euch sein werde, und dass alles gut sein wird. Jeder wird euch lieben, jeder wird euch alles geben. Andere werden euch alles geben und nichts von euch verlangen. Eine solche Anweisung gab es nicht. Im Gegenteil, die Kirche gibt uns das Kreuz Christi, das wir tragen müssen, damit die Menschen um uns herum uns sehen können. Damit sie sehen und wissen, dass der Herr uns kennt und wir ihn kennen und ihn rufen, wie wir heute alle gebetet haben, unseren himmlischen Vater. Vater! Es ist ein wenig anders als nur der Allmächtige, der Schöpfer.
Vater!
Und viele Menschen wissen, dass wir ihn anflehen können, deshalb wenden sie sich an uns, weil sie wissen, dass dies uns möglich ist.
Manchmal sagt man mir, ich dachte, sie wären… Und dann kommen bestimmte Vorstellungen: dass sie verzeihen können, dass sie nicht überreagieren, was sie etwas geben können.
Gott gebe uns, liebe Brüder und Schwestern, dass wir andere Menschen nicht zu einer solchen Enttäuschung bringen, und die Kirche ist uns gegeben, damit wir von der Liebe Gottes angesteckt werden, nicht von Krankheiten, nein. Von der Liebe Gottes.
Heute waren wir, Sie und ich, alle Teilnehmer der Liturgie. Was war das? Es wurde uns gegeben, damit das Licht Christi jetzt auf uns erscheinen kann, so wie das Licht des Herrn auf dem Antlitz von Mose zu sehen war, der mit Gott sprach. Er war allein, ihm wurde eine solche Ehre zuteil. Uns wurde diese Ehre zuteil, nun, wirklich vielen, allen, die heute anwesend waren – das Licht Christi zu verkünden, es in die Welt zu tragen. Was ist das – das Licht Christi? Es ist einfach eine Herzlichkeit in unserer Sprache – Freundlichkeit. Freundlichkeit wird von allen verstanden. Sogar Katzen, Papageien. Jeder versteht es, ohne Worte. Auch ein Mensch, der deine Sprache nicht beherrscht, der Gutes getan hat, wird dein Freund werden, nicht wahr? Jeder Mensch wird ihn bereits als seinen Freund ansehen, ohne seine Sprache zu kennen. So ist es in allem.
Natürlich können Sie schmunzeln und sagen: „Nun, wir wissen, was man in der Kirche noch sagt: Seid einfach freundlich, vergebt den Schuldnern, wir wissen das alles“, aber das ist das Geheimnis der Liebe Gottes.
Wir wissen es, aber leider wenden wir es manchmal nicht an, und deshalb wird es schwierig für uns in dieser Welt Gottes, die für uns geschaffen wurde, damit wir glücklich sein und in Freude leben können. Die Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts verbinden Freude direkt mit einer gewissen Aneignung. Wenn ich etwas habe – ich bin glücklich, ich bin freundlich und ich bin bereit, und wenn ich etwas nicht habe – bin ich traurig und deprimiert, dass ich etwas nicht habe. Das ist es, was der Herr sagt. Vielleicht haben wir wirklich etwas nicht, und vielleicht bekommen wir es nicht von Gott von Christus. Aber der Herr sagt immer: „Freut euch!“
Wenn wir in die Kirche kommen, hören wir diese Worte des Rufs des Herrn: „Freut euch. Man könnte meinen, es handelt sich um eine Krankheit oder etwas, das ich noch nicht bekommen habe, wie kann ich mich also freuen? Freut euch, denn ihr seid die Leitfigur der Barmherzigkeit und Gnade Gottes. Nun wird in fünf Minuten ein Mann zu Euch kommen, und es wird einen Umstand ergeben, in dem Ihr Gottes Gnade zeigen könnt… …Gottes Gnade! Und auf diese Weise werdet ihr Gottes Segen erhalten, ihr werdet zu Recht ein Nachfolger Christi genannt werden, und die Menschen werden vielleicht sagen: „Ehre sei Gott, Ehre sei Gott, dass es einen solchen Arzt gibt, Ehre sei Gott, dass es einen solchen Lehrer gibt, Ehre sei Gott, dass es einen solchen Menschen gibt, der mir geholfen hat. Gott sei Dank!“ Und diese Ehre wird sich auf unser Leben erstrecken und nicht nur auf unser Leben, sondern auf jeden, der uns nahe steht, auf unsere Kinder, auf unsere Gatten, Verwandten, auf unsere Art – Ehre sei Gott.
Das ist Glück. Glück kann man nicht für Geld kaufen.
Deshalb das heutige Gleichnis, liebe Brüder und Schwestern, dass die Liebe ansteckend ist und dass wir, wenn wir wollen, dass diese Liebe in unsere harten, bösen Herzen eindringt, nur das wahrnehmen müssen, was der Herr mir heute geschenkt hat. Heute hat er mir seinen Segen und seine Vergebung geschenkt, wie wir es schon früher gehört haben, und der Herr sagte zu einem Sünder: „Geh und sündige nicht wieder!
Das ist es… Dies sind Ihre Voraussetzungen, um das Reich Gottes zu erreichen: „Geht und sündigt nicht wieder!
Die meisten von Ihnen haben heute Anteil am Blut und Leib Christi, unseres Gottes. Sie und ich sind geheiligt und gereinigt worden. Wir haben wieder Königsgewänder bekommen, aber sollen wir sie wieder zerreißen, sollen wir sie zum Zerreißen, zur Verschmutzung geben? Möge es so etwas nicht geben!
Gott gewähre uns, liebe Brüder und Schwestern, dass wir für alles Mögliche tapfer sind. Ja, in dieser Welt müssen wir tapfer sein, um Gutes zu tun… So weit ist es schon gekommen.
Einfach so, ohne jeden Rückblick. Zu diesem Zweck besuchen wir die Kirche, zu diesem Zweck beten wir, immer auf der Wache oder im Fasten zu sein. Und umso mehr geht jetzt diese kurze, besondere, schöne Fastenzeit, aber hier müssen wir uns daran erinnern, dass wir gerade in der Fastenzeit sind.
Noch habe ich Zeit, etwas zu tun. Etwas zu lernen, etwas Gutes zu tun. Jeder kann nach der Situation erkenen, was genau das ist. Zumindest nicht, um zornig reagieren. Man sagt dir etwas, was deiner Meinung nach nicht passt, schweig einfach. Man erwidert dir, sei einfach still! Sei nicht sofort eingeschnappt. Dies betrifft zum Beispiel unsere Kinder. Es scheint nur eine Kleinigkeit zu sein, was man tun kann. Sagten dir etwas deine Eltern, erwidere nicht zurück. Sei einfach still, und du bist bereits ein Christ, ein echter Christ, kein einfacher Kreuzträger. Und genau so betrifft es auch Erwachsene. Urteile nicht jemand!
Warte wenigstens paar Minuten. Die Leidenschaftliche Erregung wird vergehen, und du wirst sehen, dass es nichts zu verurteilen gibt. So sind wir alle und jeder von uns. Wirklich, wir sind uns dessen wirklich bewusst. Und schon gleich wird die Freude unsere Herzen zum erblühen bringen. Die Freude wird unsere Herzen einweichen. Und nach solcher geistlichen Anstrengung kommt der Wunsch zum Gebet.
Man will beten, man will zu Gott sagen wollen: „Ehre sei Dir, Herr“. Man will in sein Haus kommen, denn hier kommt man zu Kräften, hier bekommt man seine Liebe. Gott segne Euch alle, liebe Brüder und Schwestern. Der Herr versteckt sich nicht von uns und fürchtet uns nicht. Er sagt: Erprobe mich. Ich gebe Dir meine Liebe, wenn Du es willst. Gott bewahre uns davor, dass wir zu einem solchen Arbeiter und Schuldner werden, der uns nur im Sinne hat etwas für sich zu ergattern, uns dem Kelch des Bundes zu nähern, den Leib Christi anzunehmen und sonst nichts weiter zu tun. Man kommt schnell auf Gedanken: „Ich glaube, ich habe alles richtig gemacht, so dass Gott mich in das Reich Gottes führen sollte“. Nein! Wir alle erinnern uns wieder an diese Worte: „Nicht jeder, der zu mir sagt: O Herr, O Herr, wird in das Reich Gottes eingehen“. Nicht jeder, der Teil am Blute und des Leib Christi hat, wird in das Reich Gottes eingehen, sondern der, der das Wort Gottes erfüllt und dadurch Christus liebt.
Möge Gott uns, liebe Brüdern und Schwestern, gewähren, Christus mit Ihnen zu lieben. Fröhliches Fest, Schutz und Gottes Segen für Sie alle!
Predigt von Erzpriester Sergij Baburin Hamburg, den 2.8.2020
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! An diesem Sonntag verehren wir den heiligen Propheten Elias. Wir haben heute von ihm gehört, dass er ein grundlegender Prophet ist, das Urbild des alttestamentarischen Propheten schlechthin. Dabei verstehen wir, dass der Prophet Gottes Elias in der ganzen Heiligen Schrift ein besonderer Mensch ist. Er lebte 900 v.Chr., fast ein Jahrtausend vor Christi Geburt. In seinem Erdenleben gehört er einer sehr alten Epoche an. Im Neuen Testament ist er anwesend auf dem Berg der Verklärung. Und wir lesen, dass dieser Prophet in den letzten Tagen, den Zeiten des Antichristen, der Welt wieder erscheinen werde. Auf erstaunliche Weise erscheint dieser Prophet in den schicksalhaftesten Momenten der menschlichen Geschichte. Wir wissen, dass der Prophet Gottes Elias selbst der erste Mensch ist, der erste Gerechte, der das Wunder der menschlichen Auferstehung vollbracht hat und selbst nicht dem irdischen Tod erlegen ist, das heißt, er selbst ist ein Urbild Mysteriums der Auferstehung. Wenn man über das Leben dieses Gerechten erzählen soll, dann muss man festhalten, dass kurz nach dem Tod des berühmten israelischen Königs Salomon starke Wirren im israelischen Reich beginnen. Es beginnt der Kampf zwischen israelischen Geschlechtern, der dazu führt, dass das Reich in zwei Teile geteilt wird, in zwei Teile zerfällt. Es entsteht das Königreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem und das Königreich Israel mit der Hauptstadt Samaria. Diese beiden Königreiche gehen verschiedene Wege in ihrer Geschichte. Eine kompliziertere Geschichte hat das Königreich Israel, weil es, obwohl zahlreichere Geschlechter in es eingegangen sind, stärkerer Einwirkung und Einfluss umliegender Völker unterlag. Schnell wird die Kultur des Königreiches Israel durchdrungen von anderen Sitten und einem fremden Glauben. Der Höhepunkt des Abfalls vom Glauben wird erreicht zur Zeit des Königs Ahab, der nun gerade ein Zeitgenosse des Propheten Gottes Elias war. Aus dem Buch der Könige wissen wir, dass er Isebel zur Frau nahm. Das war eine Frau aus einem fremden Volk. Und sie war nicht nur aus einem anderen Volk, sie war eine fanatische Anhängerin ihres heidnischen Glaubens. Ihr Ziel war es, dem ihr fremden Volk ihren Glauben einzupflanzen. Wir sehen, wie sie in das Königreich Israel eine große Anzahl von Priestern bringt, welche dieses grobe Heidentum predigen, das noch Menschenopfer dem Götzen Baal bringt. Es gab etwa 500 Priester dieses Kultes zu Lebzeiten des Propheten Elias. Und nun richtet Gott diesen Heiligen auf, um die Infamie anzuprangern. Denn zusammen mit den fremden Lehren, die unter das Volk kamen, zusammen mit dem Abfallen vom Glauben, kam auch äußerste Ehrlosigkeit in das persönliche Leben der Menschen: in das Familienleben und das Staatswesen. Und dieses mächtige Reich versinkt in der Finsternis der Sünde. Zu dieser Zeit also mahnt die Stimme des Propheten Elias, laut, durchdringend und sogar scharf, dass die Menschen bereuen sollen, ihr Leben ändern müssen, zu dem Glauben zurückkehren müssen, der ihnen von Gott selbst verkündet worden war. Und als er sieht, dass seine Stimme von seinen Stammesangehörigen nicht nur nicht erhört wird, sondern seine Predigten sogar den Zorn der Königin wie auch des Königs auf sich ziehen, des Hofstaats und all derer, denen ein gottloses Leben in Saus und Braus gefällt, da spricht der Prophet Elias eine besondere Art prophetischen Fluchs aus, dass für diese Infamie das Land von Not heimgesucht werden wird. Und es kommt eine Trockenzeit, es kommt Hunger. In der Heiligen Schrift steht es so: durch sein Gebet wurde der Himmel verschlossen für drei Jahre und sechs Monate. Und nachdem der Prophet diese drohenden Worte gesprochen hat, geht er in die Wüste, in die Berge, um zu beten. Und noch während er dies tut, beginnt die Heimsuchung für das ganze Volk. Dort, in der Wüste, tröstet der Herr den Propheten. Es gibt ein interessantes Detail im Leben dieses erstaunlichen Menschen: in seinem eigenen Leben sehen wir ihn kompromisslos bis in Kleinigkeiten. Es gibt für ihn keine einzige Sache, der er seinen Glauben opfern würde. Und nun richtet Gott diese Leuchte des Glaubens auf, um die Infamie anzuprangern. Dabei ist er vollkommen integer in seinem persönlichen Leben. Er ist von reinem heiligen Leben erfüllt. Und diesem Eiferer in der Wüste tut es in der Seele weh, er verzehrt sich vor Schmerz ob der Ehrlosigkeit seines Volkes, und er betet. Raben bringen ihm Nahrung. Es gibt darüber interessante Gedanken von Johannes Chrysostomus: der Herr sendet absichtlich Raben, die zur Zeit Johannes Chrysostomus´ als die härtesten Eltern des Tierreiches galten, aber der Herr schickt sie, ihn zu nähren, um seinen eifrigen Charakter bescheiden werden zu lassen, damit der Eifer sich in Gnade verwandle. Und weiter sehen wir, wie ein erstaunliches Wunder eintritt, als der Prophet Elias Gott darum bittet, er möge sich ihm offenbaren. Und wieder offenbart Gott Elias Bilder, die ihm nahe sind: Donner, Erdbeben, Blitze. Genau so stellt sich der Prophet Elias Gott vor, so war auch seine Predigt. Aber Gott sagt ihm: „Das bin nicht Ich. Wenn dich auch nur ein leichter Hauch eines Windes streift, so bin Ich da.“ Auch hier versucht der Herr den stürmischen Charakter seines Eiferers zu zähmen. Nach dreieinhalb Jahren kehrt der Prophet zu seinem Volk zurück. Die meisten haben zur Reue gefunden und sind bekehrt worden Die heidnischen Priester wurden verjagt oder gar getötet. Ihm scheint es, das Volk hätte bereut, aber bald schon muss er feststellen, dass es sich überhaupt nicht beeilt zu einem gerechten Leben zurückzukehren. Auch die Königin und der König finden sehr schnell zu einem sündigen Leben zurück. In Trauer, mit zerrissenem Herzen geht er beten. Und hier sucht ihn der Herr wieder auf und sagt ihm, er solle nicht glauben, er sei Sein einziger Diener im Königreich Israel. Er sagt ihm, dass es 7000 Treue in diesem Reich gibt. Es schien, es gäbe keine, aber der Herr kennt die Herzen seiner Diener. Und das ist ein sehr wichtiger Fakt im Leben des Propheten Elias: er betet, Gott möge sich ihm eröffnen. Und der Herr eröffnet sich ihm so, wie es im Alten Testament möglich war. Denn im Alten Testament konnte Gott nur in der Seele erfahren werden, im Gefühl. Es war unmöglich Gott zu sehen, weil es unmöglich ist Gott zu sehen und nicht zu sterben, wie Gott zu Moses sagt. Deswegen erleben Moses und Elias Gott nur in der Seele und können Ihn nicht sehen. „Aber ich bat, Ihn zu schauen!“. Und nach 1000 Jahren ruft der Herr Elias herbei, Sein echtes Antlitz im inkarnierten Christus auf dem Berg der Verklärung zu schauen. Es erfüllt sich das Gebet des Propheten Elias. Das ist eine erstaunliche Sache, denn hier erfüllen sich auch die Worte des Propheten Davids, der sagt, dass für Gott 1000 Jahre wie ein Tag sind und ein Tag wie 1000 Jahre. Wir nehmen das auf wie eine Geschichte. Aber manchmal sagen die Leute: „Wie lange soll ich denn noch beten? Der Herr hört mich wohl nicht.“ Nach 1000 Jahren erlebte der Prophet Elias die Erfüllung seines Gebets, seiner Bitte, mit seinen menschlichen Augen den inkarnierten Gott zu schauen. Für uns ist das ein interessanter Trost, denn der Herr sieht außerhalb der Zeit und hört jeden Menschen. Der Herr kennt jedes Schicksal, Leben und das Herz eines jeden von uns und schickt uns Seine Gegenwart und eine Berührung mit Gott erst dann, wenn sie für uns möglich, nützlich und der Rettung unserer Seele hilfreich ist. Es ist wichtig zu bemerken, dass ein erstaunliches Phänomen des Propheten Elias darin besteht, dass er gemäß der kirchlichen Überlieferung uns wieder erscheint in der letzten Epoche des menschlichen Lebens, zu der Zeit, in der die menschliche Geschichte ihrem Ende zu geht, zu der Zeit, über die wir in der theologischen Sprache von der Eschatologie sprechen oder der Epoche des Antichristen, wie diese Zeit auch manchmal genannt wird. Wir lesen im Kapitel 11 der Offenbarung des Johannes, dass uns zwei Propheten erscheinen werden, zwei Gerechte, die uns predigen werden von der Reue in der letzten Zeit. Denn diese Zeit wird ähnlich sein zu der Zeit des Propheten Elias: es wird der Glaube ebenso in Vergessenheit geraten sein, es wird die Sünde ebenso herrschen und zur Norm erhoben. (Off.11,03) Und wir sehen, dass wir von Jahr zu Jahr immer mehr diese Zeichen erkennen, die hier beschrieben werden. Wir wissen nicht, ob wir das Recht haben dies zu behaupten, denn wir wissen dass die Christen zu allen Epochen und Zeiten gefühlt haben und fühlen mussten, dass sie in der letzten Zeit leben. Denn so war das Vermächtnis des Herrn: in dem Gefühl zu leben, es in Erinnerung zu halten und so zu leben, als erlebte man die letzten Tage. Aber, wer weiß, vielleicht sieht noch jemand von uns hier mit eigenen Augen diesen Propheten, der die Grundlage gelegt hat für die alttestamentarische Heiligkeit. Wer weiß. Die Schrift spricht davon, dass das irdische Leben dieses Propheten noch eine Fortsetzung finden wird. Im Laufe von dreieinhalb Jahren wird er gemeinsam mit dem Prophet Henoch, einem anderen Gerechten, predigen. Auch Henoch hat den Tod nicht gekostet. Auch er ging in den Himmel ein, ohne einen gesetzmäßigen menschlichen Tod gestorben zu sein. Und diese beiden Menschen werden über das Unrecht predigen in dieser Zeit und über die Ehrlosigkeit der Menschen, die versuchen sich die ganze Erde untertan zu machen und sich wie ein Gott verehren zu lassen. Und dann lesen wir im Kapitel 11 der Offenbarung, dass beide getötet werden. Auch sie werden noch die Grenze überschreiten, die jeder Mensch überschreiten muss. Aber zu der Zeit, die der Herr ihnen zugeschrieben hat. Dreieinhalb Jahre werden sie predigen, und dreieinhalb Tage werden ihre Körper nicht der Erde übergeben. Nach diesen dreieinhalb Tagen werden sie auferstehen vor den Augen aller Menschen und in den Himmel eingehen, und danach wird die letzte, schwierigste Zeit beginnen. So wird das Bild gemalt der letzten Tage in Kapitel 11 der Offenbarung. Darum, wer weiß, vielleicht wird noch einer von uns diesen großen Propheten in seinem Leben begegnen. Und darum hören wir auch mit solchem Interesse über das Leben Elias´, und mit Inbrunst wollen wir uns heute an ihn wenden, dass er uns von seinem Eifer mitteile. Nicht den alttestamentarischen Eifer, der Blut gefordert hat, denn wir haben gesehen, dass der Herr seinen Charakter gemäßigt hat, sondern Eifer und Kompromisslosigkeit in Bezug auf uns selbst, in Bezug auf das Leben, das wir hier miteinander erleben. Wir müssen uns an eine einfache Sache erinnern: wir können nur auf eine einzige Art und Weise gegen diese Zeit der Abwendung vom Glauben angehen und ihr widerstehen: nur in unserem persönlichen geistigen Leben, nur mit persönlichem Eifer und Reinheit, wie sie uns der Prophet Gottes Elias gezeigt hat. Denn alle anderen befinden sich in der Angst, sammeln Gerüchte, verbreiten die Angst an andere. Das alles ist Wasser auf die Mühlen des Antichristen, wie das Sprichwort sagt. Gebe Gott, dass wir genauso eifrig sind im persönlichen Leben, wie es der Prophet Gottes Elias war. Aber gnädiger, wie auch er in seinem Charakter gedämpft wurde durch die Zeichen in seinem irdischen Leben. Liebevoll in Verbindung zu unseren Nächsten. Wir erinnern uns daran, dass wir uns dem Hass nicht hingeben dürfen, der Bosheit, der Gereiztheit oder Verurteilung. Wir müssen verstehen, dass trotz der schwierigen Zeiten, die jeden Christen ereilen können, ein Christ aufgerufen ist, Zeuge der österlichen Freude zu sein, ein Zeuge für innere Freude, die durch den im Herzen erworbenen Frieden entsteht. Gebe Gott, dass all das in unser Leben eingehe und unser wichtigster innerer Reichtum werde. Gott behüte uns alle, liebe Brüder und Schwestern und Gottes Segen für die bevorstehende Woche!
Am heutigen Sonntag möchten wir unsere gemeinsame Aufmerksamkeit auf dieses Fragment des Evangeliums, das uns von der Kirche angeboten wird, lenken. Wieder einmal hören wir von den Wundern des Herrn. Wieder einmal freut sich unser Herz, wenn wir darüber sprechen, dass in unserem Leben Platz für Wunder ist. Es ist in unserem Leben möglich. Das heutige Evangelium sagt uns, dass die Grundlage für das Wunder unser Glaube ist, aufrichtig, herzlich, lebendig, fähig, Berge zu versetzen. Natürlich ist es eine allegorische, poetische Phrase, aber wir verstehen trotzdem, dass sie zuallererst einen Berg unserer Empfindungslosigkeit, unserer menschlichen Härte und Zähigkeit bewegen kann. Heute möchte ich mich auf zwei Punkte konzentrieren, die mich selbst beim Anhören dieses Textes berührt haben.
Wir hören, wie der Herr zwei blinde Männer heilt. Sie folgen dem Herrn schon seit geraumer Zeit, sie laufen und verlangen nach einem Wunder. Aber es sind sehr interessante Leute. Sie rufen nicht: „Gott heile uns, mache uns sehend“. Sie rufen: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich unser!“ Sie beten um Gnade. Der Herr tut es nicht sofort. Er lässt sie es eine Weile warten. Sie gehen ihm nach. Und wir verstehen bereits aus dem Kontext des Evangeliums, dass dieser Dialog am Ende in einem Haus stattgefunden hat. Und im Laufe dieses Dialogs erheben sie weiterhin regelmäßig ihre Stimme, damit der Herr sie hören kann. Der Herr heilt sie, gibt ihnen die Sehkraft zurück, gibt ihnen den Segen zurück, den jeder Mensch, der als Seher geboren wurde, hat, um die Schönheit dieser Welt zu erleben. Und danach sagt der Herr sehr seltsame, strenge Worte. Der Herr, so heißt es im Evangelium, sagte ihnen streng: „Sagt niemandem etwas”. Und natürlich können wir uns die Frage stellen, warum Gott zu diesen Menschen so spricht.
Natürlich kann es damit zusammenhängen, wie oft wir im Evangelium erkennen, mit den individuellen Eigenschaften dieser Menschen, aber wir wissen nichts weiteres darüber. Der Heilige Johannes Chrysostomos, Theophylakt von Bulgarien, die Väter, die die heiligen Schrift deuteten, erklären, dass in diesen Worten des Herrn seine Demut zum Ausdruck gebracht wird. Er will nicht, dass die Botschaft über seine Wunder wieder einmal offenbart wird.
Es gibt einen weiteren sehr wichtigen Punkt, den der Herr immer wieder betont. Er vollbringt keine Wunder für ein Wunder, um bekannt und beliebt zu werden. Er läuft davor weg. Ihm tut die menschliche Eigenschaft, die ein Wunder erfordert, weh. Wir erinnern uns an eine wunderbare Evangeliums Geschichte, als der Herr ein noch nie da gewesenes Wunder der Sättigung von 5000 Menschen mit fünf Broten vollbringt und danach Menschen in einer solchen logischen Kette eine Entscheidung treffen, die nicht dem entspricht, wofür der Herr auf die Erde gekommen ist. Sie beschliessen: „Es ist gut einen solchen König zu haben, der fünftausend Menschen mit fünf Broten sättigen kann, deshalb müssen wir ihn zum König machen. Wir werden nie Probleme haben: weder mit Brot, noch mit Fisch, noch mit Wein, noch mit irgendetwas“. Am Ende kommen die Gedanken dieser Menschen nicht zu der Tatsache, dass es notwendig sei, die Geistesveränderung durchzuführen, sondern dass es sehr gut sei, mit Christus zu leben. Sie wollten aus ihm einen König machen, und der Herr muss sich auch unbemerkt verstecken, damit dieser Gedanke in den Köpfen der Menschen stirbt, damit sie nicht versuchen, ihn zu verwirklichen. Der Herr zieht immer eine Analogie, wenn er seine Wunder vollbringt. Er sagt über den Glauben: „Glaubt ihr?“ – denn heute fragt er diese beiden blinden Männer. Sie sagen: „Ja, wir glauben, glauben an Dich.”
Der Herr betont, dass Wunder und Glaube zwei voneinander abhängige Aspekte des Evangeliums sind. Wenn Gott in dieser Situation diesen beiden blinden Männern strikt untersagt, darüber zu sprechen, segnet er sie nicht, über dieses Wunder zu sprechen, denn dies entspricht unserem menschlichen Wesen. Wir wollen vor allen stolz sein, wir wollen es allen erzählen, und vielleicht sogar ein wenig damit angeben, denn der Herr hat ein Wunder an mir vollbracht, nicht an ihm, nicht an ihr, sondern an mir, und alle sollen es unbedingt wissen. Das ist ein Merkmal unserer menschlichen Natur, ihre Redseligkeit, ihr Wunsch, als erster Nachrichten über Wunder zu verbreiten, so dass alle neidisch werden. Deshalb sagt der Herr zu den Menschen: „Schweigt, was euch geschaffen wurde, denn ihr habt um Barmherzigkeit gebeten. Ich habe Erbarmen mit euch, aber nicht, dass ihr hingeht und darüber redet“. Wahrscheinlich ist dies ein sehr wichtiger Moment für uns alle, denn jeder hat seine eigenen Wunder: Es gibt Wunder der Erleuchtung, es gibt Momente, in denen wir den Sinn unseres eigenen Lebens verstehen, es gibt freudige Momente des Gebets, wie wir es plötzlich verstehen, es gibt wirklich Wunder, wenn wir durch unser flammendes Gebet sehen, wie wir entweder heilen oder wie der Herr unsere eigenen inneren Angelegenheiten oder die Angelegenheiten unserer Kinder, unserer Lieben regelt. Jeder hat wahrscheinlich eine Liste solcher Momente. Aber als Muttergottes sind wir aufgerufen, dieses Wunder in unseren Herzen zu verankern, als eine Freude der Begegnung, als eine Tatsache unserer Bekanntschaft, eine sehr persönliche Zusammenkunft mit Gott.
Es gibt einen weiteren Punkt, den wir heute hören, den ich für sehr wichtig halte, um ihn hervorzuheben. Ein sehr wichtiger Punkt über das Verhalten der Pharisäer. Wir wissen, dass sie eine Art bösartige Menschen sind, widerwärtig. Sie folgen immer Christus nach, wollen etwas, schmieden Pläne. Sie haben die erste Verschwörung geschmiedet. Aber auf der anderen Seite, ist es so? Sind sie wirklich so unangenehme Menschen? Wir verstehen aus dem Evangelium, wenn wir sorgfältig lesen, dass sie für Sie und mich äußerst nette Menschen zu sein scheinen, die wahrscheinlich uns sehr ähnlich sind, weil sie versucht haben, ein gerechteres Leben zu führen, wie sie konnten. Sie studierten die Heilige Schrift, sie kannten das Gesetz, sie widmeten ihm ihr Leben.
Aber warum ist dann ein Konflikt entstanden? Warum hassen sie den Herrn so sehr? Sie sind Zeugen von Wundern. Sie müssen sie selbst zugeben. Sie sprechen nicht darüber, was er tut, aber sie suchen nach einer Rechtfertigung für diese Wunder. Und das ist es, was wir heute gehört haben: Er vollbringt seine Wunder durch die Macht des Fürsten der Dämonen.
Weshalb ist diese Blindheit möglich? Auch hier handelt es sich um einige Überlegungen über unsere menschliche Natur. Das Evangelium offenbart uns viel die Pharisäer und natürlich auch über uns selbst. Warum ist das so? Weil sie ihre eigene Vorstellung von Gott hatten. Es bildete sich allmählich in ihren Köpfen heraus. Sie wollten an einen Gott glauben, der in ihrem Verstand geboren wurde. Nicht an den Gott, der sich ihnen öffnete und zu ihnen kam, sondern an den Gott, der subjektiv und verständlich für sie war. Sie wollten an einen solchen Gott glauben und an keinen anderen.
Und dieser Moment ist sehr interessant, weil er unserer menschlichen Natur eigen ist. Jeder stellt sich Gott aufgrund seiner Verdorbenheit, aufgrund seiner Lebenserfahrung vor. Denn das Bild des Turms zu Babel ist nicht nur eine bestimmte historische Erinnerung. Es ist ein gewisses Bild des menschlichen Wahnsinns, das manchmal in Menschen, in Kulturen, in bestimmten historischen Epochen und manchmal im Leben einer konkreten Person auftritt, wenn ein Mensch beginnt, sich zu begehen, einen Teil seines eigenen Turms zu Babel zu bauen, seine eigenen Vorstellungen von Gott, an sie zu glauben, für sie zu kämpfen und alle zu hassen, die falsch liegen. Dies ist ein ernster Moment, denn er liegt in unserer Natur. Und hier beginnt etwas, das uns oft begegnet. Christus – das ist der Christus unserer Kirche, das ist der Christus, von dem unser Priester spricht, das ist der Christus, der in meinem Bewusstsein vertreten ist, den ich mir vorstelle, und alles andere ist für mich inakzeptabel. Natürlich verstehen wir aus dem Evangelium, dass wir alle sehr unterschiedliche Menschen sind, und deshalb hat jeder von uns seine eigene Begegnung mit dem Herrn, auf seine eigene Art und Weise wird der Herr jedem von uns offenbart. Aber dieser Moment im heutigen pharisäischen Verhalten ist eine sehr ernüchternde Tatsache des Evangeliums, die uns sagt, dass wir uns oft fragen müssen: „Stimmt mein Glaube an Christus mit dem Evangelium überein? Entspricht es dem Opfer Christi, wie Christus es lehrte, und bin ich auf dasselbe Opfer vorbereitet, von dem der Herr spricht, und ist mein eigenes Leben in seinem Fundament? Bin ich bereit, für andere zu sterben, wie der Herr stirbt und wie der Apostel Paulus sagt: “ Macht es mir nach, wie ich Christus nachfolge. Lernen wir in unserem täglichen Leben, das Evangelium Christi nachzuahmen?
Das ist die Frage, die sich in unserem Sinn auftaucht, wenn wir heute über die Lesung des Evangeliums nachdenken, die uns an diesem Heiligen Tag eröffnet wurde, damit diese hellen, persönlichen Überlegungen uns öfter besuchen. Denn so geschieht schrittweise die geistliche Bildung des Menschen. Je mehr wir denken, innerlich ertragen, je mehr uns das Evangelium plötzlich erleuchtet und uns mit seinen einfachen, aber tiefen Wahrheiten in Erstaunen versetzt, desto wichtiger ist es für unser geistliches Leben.
Gott segne alle lieben Brüder und Schwestern. Ich wünsche uns allen geistige Freude!
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Einen frohen Sonntag, liebe Brüder und Schwestern! Heute möchte ich ein paar Worte sagen zu dem Auszug aus dem Römerbrief, den wir während der Liturgie gehört haben. Apostel Paulus hat ihn an die Römer geschrieben. Und zuerst muss man dazu sagen, dass die römische urchristliche Gemeinde selbst für uns schon von großem Interesse ist. Denn einerseits war es die größte Gemeinde, es war die Gemeinde der Hauptstadt des Römischen Reichs. Und es war die Gemeinde, die die Hinrichtung der Apostelfürsten Petrus und Paulus mitgekriegt hatten. Und anderseits war es eine der ersten Gemeinden, die vollständig aus Heiden bestand. Wir wissen aus der antiken Kirchengeschichte, dass die ersten christlichen Gemeinden gewöhnlich auf der Grundlage verschiedener Synagogen gebildet wurden. Die jüdische Diaspora war riesig und konzentrierte sich in allen großen Städten des Römischen Reichs in Synagogen. Und gewöhnlich kamen die Apostel eben an diese Orte und predigten in ihrer Muttersprache den eigenen Leuten von Christus. Dabei stützten sie sich auf prophetische Schriften, die allen Teilnehmern wohl bekannt und teuer waren. Die römische Gemeinde war anders, denn anfangs, ja, da gab es in ihr noch viele Juden. Aber wir wissen aus der Geschichte, dass im Jahre 50 der Imperator Claudius alle Juden aus Rom vertrieben hat. Deswegen bestand diese Gemeinde fortan ausschließlich aus Heiden. Für diese Menschen musste die Lehre von Christus auf ganze andere Art aufbereitet werden. In dem Sinne, dass, ungeachtet dessen, dass Er im jüdischen Volk geboren wurde und Teil war dieser interessanten und an Kultur reichen Ethnie, Er trotzdem außerhalb jeglicher Ethnie eine universelle Lehre verbreitete, die sich an die Seele und das Bewusstsein eines jeden Menschen richtet, unabhängig von seiner Nationalität. Apostel Paulus konnte, obwohl er sein Leben in Rom beendet hat, sich in Rom nicht oft aufhalten. Darum enthält der Römerbrief auf bestimmte Weise in Kurzform, thesenhaft die ganze christliche Grundlehre, so, wie Apostel Paulus sie verstand und den Menschen brachte. Deshalb ist der Römerbrief besonders interessant, denn er enthält sein Bekenntnis zu Christus. Noch für das heutige Bewusstsein ist das 12. Kapitel, das wir heute gehört haben, ein erbauliches. Nach der Klärung einiger schwieriger Momente, erbaut Apostel Paulus die Gemeinde. Er erbaut sie, damit sie in Frieden lebe, dass kein Streit herrsche, es keine Konkurrenz gebe. Denn das ist die hauptstädtische Gemeinde. Das sind wohlhabende, gebildete Menschen, die es gewohnt waren, ihr tägliches Leben in Konkurrenz um Vorherrschaft und Macht zu verbringen. Und all diese Prozesse beginnen auch in dieser urchristlichen römischen Gemeinde. Für uns ist das sehr wichtig, denn wir verstehen, dass die Probleme, die diese antike Gemeinde hatte, auch wir haben. Der Mensch hat sich nicht besonders verändert in dieser Zeit. Apostel Paulus beginnt das 12. Kapitel damit, dass wir alle es nötig haben, uns selbst vollkommen zu einem reinen Opfer zu umzubilden. Dieses Selbstverständnis, das uns Apostel Paulus vorschlägt, ist für sich genommen schon sehr besonders und bemerkenswert. Denn ein Opfer wird Gott rein gegeben, und das, was Gott gegeben wurde, das ist schon Seins, göttlich geworden. Und Apostel Paulus schlägt jedem von uns vor, dass wir uns fühlen sollen, als würden wir selbst Gott geopfert werden. Wir gehören schon nicht mehr uns selbst, sondern Gott, wie er an einer anderen Stelle sagt: „teuer erworben“. (Kor. 6,20) Darüber, was es bedeutet ein Opfer Gottes zu sein, schreibt auch der Heilige Johannes Chrysostomus. Als reines Opfer müssen wir auch unsere Augen, so heißt es dort, vom Bösen und Unreinen abwenden. Dann wird die Tätigkeit unserer Augen zum reinen Opfer. Unsere Worte, unsere Lippen, müssen das Gute aussprechen, das Segensreiche, Rettende und Friedliche. Dann wird unser Mund zur Darbringung des Opfers. Unsere Hände müssen sich nach dem Guten ausstrecken. Dann werden sie zum Brandopfer. Aber er bleibt nicht dabei stehen. Natürlich ist das Opfer im traditionellen Verständnis schon von toter Substanz. Auch wenn es ein reines Opfer war, so wurde es doch, bevor es geopfert wurde, getötet. Wir aber sind ein lebendiges Opfer. Und darum müssen wir Leben schaffen. Nicht nur das Böse meiden, sondern im Gegenteil, so sagt er, sollen unsere Lippen Gutes und Segensreiches, unsere Hände Licht verbreiten und unsere Ohren Gottes Wort vernehmen lernen. In so bildhafter Sprache schreibt der Heilige Johannes Chrysostomus über dieses Fragment des Paulusbriefes. Weiter schreibt er auch sehr interessant im Widerschein eines alten Streits. Denn auch heute gibt es, wie ihr wisst, eine Menge christlicher charismatischer Gemeinden. Für unser Bewusstsein ist das natürlich schwer mit anzusehen, wie Menschen in Wahnsinn verfallen, beginnen zu schreien, seltsame Handlungen auszuführen, Laute von sich zu geben, und das dann Wirkungen des Heiligen Geistes nennen, meinen, dass der Geist durch sie spreche. Natürlich können wir dieses Problem nicht einfach so beiseite schieben. Denn in der Urkirche gab es so etwas. Was war das denn damals? – Wir sehen, dass es eine Gabe der ersten Jahre der christlichen Kirche war. Und wir erinnern uns, dass es in der Apostelgeschichte heißt, dass jeder Mensch die Apostel und deren Sprache verstand. Und wir verstehen aus der Apostelgeschichte heraus, dass diese Gabe in der Urkirche den Menschen zeigen sollte, dass die Predigt sich nicht auf eine Sprache beschränkt, auf eine Ethnie oder eine Kultur, sondern dass jeder Mensch die Botschaft Christi in seiner Sprache hören kann. Und sie haben sie gehört und verstanden. Trotzdem bleibt für uns diese urchristliche Gabe wohl in ihrer umfassenden Bedeutung verborgen, aber wir verstehen, wenn wir diese Schriften lesen, dass es einige prinzipielle Momente gibt: wir sehen, dass es sich nicht immer um eine fremde Sprache handelte. Oft waren es Unterweisungen in den Themen, die für den Tag vorgesehen waren, Lesungen alter Propheten und Schriften, von Menschen so vorgetragen, dass die Hörer spürten, dass in deren Herzen der Heilige Geist wirksam war. Es war eine Form des Lehrens, eine Erbauung aller Menschen. Es gab Momente, in denen ein Mensch tatsächlich in einer besonderen Sprache sprach, und ein anderer dies deutete. Das kann man auch finden als Erinnerung. Aber diese Gabe verschwindet sehr schnell wieder in der Kirche. Und schon Apostel Paulus sagt, indem er sich auf eben diese Erscheinungen bezieht, dass alles gesittet und wohl geordnet vor sich gehen solle. Denn oftmals verfielen die Menschen in Aufruhr, wie man sich gut vorstellen kann, jeder begann herum zu schreien, jeder wollte etwas sagen, und die allgemeine Struktur des Gottesdienstes wurde verletzt. Deshalb verurteilt Apostel Paulus die Christen, die sich dieser Gabe hingeben. Und in der heutigen Schrift, und das ist sehr interessant, sagt Apostel Paulus, dass jeder Christ seine besondere Gabe habe. Mit dieser Gabe soll er Gott dienen. Natürlich hat keiner das Recht sich seiner Gabe zu rühmen, denn eine Gabe ist eben eine Gabe, etwas Gegebenes, Geschenktes, und kein persönliches Verdienst des Menschen. Interessanterweise nennt Apostel Paulus nun als erste die Gabe der Prophetie, aber er sagt „er rede in Übereinstimmung mit dem Glauben“ (Römer 12,6). Denn Apostel Paulus, als diese Gabe noch existierte, und auch in der römischen Gemeinde noch vorhanden war, begrenzt sie hiermit schon. Auch dort gab es Störungen. Er sagt, Prophetie sei nicht einfach der Wunsch sich auszusprechen, mit schöner Rede zu glänzen – denn es ist in der Hauptstadt, natürlich waren die Menschen gebildet -, sondern es ist eine Gabe des Glaubens, tiefen Glaubens. Und weiter schreibt er, dass es nicht möglich ist, damit anzugeben, sich über andere zu erheben. Dieses verborgene Moment enthüllt sich in dieser Botschaft, dass hier der Glaube zugrunde liegen muss. Aber ich würde wohl gerne den Text vorlesen (Römer 12,6-14), weil bestimmte Dinge für uns hier sehr wichtig sind. Andere sind unverständlich und bedürfen vielleicht einer Erläuterung: „Hat einer die Gabe prophetischer Rede, dann rede er in Übereinstimmung mit dem Glauben“. Diese Gabe verbindet Apostel Paulus also mit dem Glauben, die anderen nicht. Er sagt, eben dies ist eine Frucht des Glaubens, tiefen, echten, reinen und demütigen Glaubens. „Hat einer die Gabe des Dienens, dann diene er.“ Das bezieht sich auf das diakonische Dienen, so wie es Johannes Chrysostomus und andere Gelehrte verstehen: ein Dienen der Kirche und dem Kirchlichen. Das ist das Dienen im Gottesdienst, die die Diakone gehalten haben. Das ist das Dienen zu Tisch, wenn eine gemeinsame Mahlzeit organisiert wurde. Das ist das Dienen eben der Diakonie, die auch hier in Europa sehr beliebt ist, der Dienst am Nächsten. Hierzulande nennt man dieses diakonische Dienen den sozialen Dienst am Nächsten. All das zusammen umfasst dieser Begriff: der Dienst entsteht im Dienen. Wenn du von Gott an diesen Ort gestellt wurdest, dann gib dich dieser Aufgabe voll und ganz hin. „Wer zum Lehren berufen ist, der lehre“. Das ist schon eine priesterliche Funktion. Lehren in der Kirche, das konkrete Auslegen der Schrift. Hier wird die nächste kirchliche Stufe angesprochen. „Wer zum Trösten und Ermahnen berufen ist, der tröste und ermahne.“ Das ist auch sehr interessant: die alten Gelehrten sind sich einig, dass hier die alte geistliche Führung gemeint ist, die bis in unsere Zeit als Tradition erhalten ist. Denn die Menschen, die einen Zugang zur menschlichen Seele haben, können mahnen, trösten, den Weg weisen und den Menschen darin bestärken. Und so sagt Apostel Paulus, gib dich ganz und gar dem Dienst an den Abgründen der menschlichen Seele hin. „Wer gibt, gebe ohne Hintergedanken {auf Russisch: in Einfachheit}“. Auch ein interessanter Ausdruck: wer ist der, der gibt? Das sind die, welche Almosen gaben. Aber nicht die eigenen. Sie verteilten die Almosen, die die Gemeinde gesammelt und ihnen anvertraut hat, und ihrer Obhut unterlag es, die Menschen herauszufinden, die der Mittel wirklich bedurften, um sie ihnen als Hilfe der Allgemeinheit zu überbringen. Und hier heißt es, gib „ohne Hintergedanken {in Schlichtheit}“. Denn natürlich, und wir alle haben das, wenn ich etwas erhalten habe, möchte ich es in einer gewissen Manier geben, mit Gefühl, als wäre es von einem selbst. Und natürlich, so wird es schon immer gewesen sein, handeln die Menschen, denen es obliegt ein Budget zu verwalten, nicht immer ohne Hintergedanken. Und hier unterstreicht Apostel Paulus: es ist nicht deins, daher gib es ohne Hintergedanken und einfach her. Suche nicht den Dank der Beschenkten, denn er wird ja kommen: „Danke ihnen, aber wie kann denn das sein, das wäre doch nicht…“ usw., nimm ihn nicht an und auf dein Konto, auch wenn das sehr angenehm ist. Tue Gutes ohne Hintergedanken! „Wer Vorsteher ist, setze sich eifrig ein“. Das lasse ich ohne Kommentar stehen. „Wer Barmherzigkeit übt, der tue es freudig.“ Auch eine interessante Sache. Wahrscheinlich hat das Jeder schon einmal in einer schwachen Minute gehabt. Dass wir teilen wollen, etwas weggeben wollen und uns sogar selbst das Versprechen geben, unbedingt jemandem etwas zu spenden: der Kirche, den Armen, kinderreichen Familien oder entfernten Verwandten. Aber wenn der Moment des Zahlens kommt, dann geht es uns oft sehr schlecht damit. Weil Teilen jedes Mal einfach schwer ist. Schon will man zumindest nicht gleich alles weggeben, sondern ein bisschen zurückhalten. „Ich war im Überschwang der Gefühle vielleicht doch ein wenig zu extrem…“. Natürlich ist das eine große Gabe. Darüber haben die alten Väter in ihren Briefen an reiche Leute geschrieben: „Ihr seid glückliche Menschen! Ihr habt etwas, was ihr geben könnt. Ihr habt etwas, was ihr verlieren könnt, was ihr euch vom Herzen reißen könnt. Wir haben nichts. Deshalb sind unsere Taten vor Gott weniger wert.“ Deshalb schreibt Apostel Paulus: tue freudig Gutes. Sei nicht geizig, bereue es nicht, gib es weg und freue dich! Es ist seliger zu geben als zu nehmen. Auch das lesen wir bei diesem Apostel. „Eure Liebe sei ohne Heuchelei.“ „Verabscheut das Böse“. Das ist, wie ich finde, ein sehr wichtiger Satz bei Apostel Paulus. Man kann das Böse meiden, sich bemühen nichts Böses zu tun. Man kann es aber sogar verabscheuen. Das sind unterschiedliche Begriffe. Das heißt, das Böse muss uns widerwärtig werden, wir müssen es hassen, es muss uns schütteln vor Abscheu. Darüber spricht er. Wir müssen dem Bösen fremdartig werden. Sodass wir, jedes Mal, wenn wir uns böse fühlen, wir sofort eine Gegenreaktion in uns spüren müssen. Und auch von Anderen das Böse nicht annehmen müssen, wobei wir sie nicht unbedingt verurteilen brauchen. „Verabscheut das Böse“, wendet euch ab von ihm, „haltet fest am Guten!“, werdet mehr und mehr vollständig eins mit dem Guten. „Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan“. {in der russischen Übersetzung ist diesen Worten hinzugefügt: „mit Zärtlichkeit“}. Hier braucht es wirklich keine besondere Deutung, denn alles ist einfach, verständlich und logisch. „Übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!“ Bemüht euch die ersten zu sein in der Achtung der Anderen gegenüber, im achtungsvollen, ehrfürchtigen Miteinander. Grobheit ist leider Teil unserer Natur. Wir lieben scharfe Worte und Konflikte. Und wieder spricht Apostel Paulus zu uns einfach und allgemein verständlich: „übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!“. Das soll ein Maß sein für das soziale christliche Leben, tiefste gegenseitige Achtung. „Lasst nicht nach in eurem Eifer“. Im Eifer Gutes zu tun. „Lasst euch vom Geist entflammen“. Was für eine wundervolle Poesie in den Worten des Apostel Paulus! Man fühlt richtig, wie diese Worte in der Originalsprache in hohem poetischen Stil gesagt sind. Noch in der Übersetzung fühlt man ihn: „lasst euch vom Geist entflammen“! Das geistliche Leben muss uns alle entflammen lassen, uns erwärmen. Es ist das Wichtigste im Leben. Und diese erstaunlichen Worte im Anschluss: „und dient dem Herrn!“. Viele stolpern über den Ausdruck „Knecht oder Diener Gottes“. Was ist das für eine Dienerschaft, Knechtschaft, was für ein Sklaventum habt ihr da in der Kirche installiert? Um die Kirche herum alles frei, und bei euch hier Knechtschaft. Das ist genau das: Knecht Gottes {auf russisch „rab Bozchij“, Diener Gottes, kann auch Sklave Gottes heißen, wobei „rab“, denselben Wortstamm hat wie z.B. „rabotat´“ – arbeiten} ist der Diener Gottes, der sich als Diener Gottes auf Erden fühlt, als Ausführender, als Seine Hände in dieser Welt. „Seid fröhlich in der Hoffnung“. Oft vergessen wir diesen Satz. „Geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!“, „beharrlich im Gebet!“. Ohne Kommentar. Mit einem tiefen Seufzer nehmen wir diesen Satz in unser Herz auf. „Helft den Heiligen, wenn sie in Not sind;“. Die Rede ist von Kollekten für arme Gemeinden, die Apostel Paulus bekanntermaßen vornahm für Gemeinden in Judäa, im Heiligen Land, denn diese wurden gewöhnlich verfolgt und waren sehr arm, weswegen ihnen andere Gemeinden Hilfe zukommen ließen. „Gewährt jederzeit Gastfreundschaft!“ Das ist auch ein sehr wichtiges Moment, dass Gastfreundschaft heißt, Reisende aufzunehmen, Armen und Hilfsbedürftigen zu helfen. Und Apostel Paulus schreibt {in der russischen Übersetzung}: eifert, jederzeit Gastfreundschaft zu gewähren. Was heißt hier „eifert“? – Echte Not wird niemals selbst laut „hier!“ schreien. Sie wird niemanden festhalten und dann verfluchen, wie es hier bei uns vor der Kirche gerade ein Mensch tut. Echte Not versteckt sich eher. Daher muss ein Christ sie mit Eifer suchen, um sie aufzudecken, die echte Not, um dem zu helfen, der Hilfe wirklich braucht. Das erfordert großen menschlichen Eifer und Fleiß. „Segnet eure Verfolger; segnet sie, verflucht sie nicht!“. Hier auch, bestimmt jeder Zweite hier bei uns, kommt zur Beichte und sagt: „Ich verfluche die Politiker“. Der Eine verflucht Putin, der Andere Medvedev, der Dritte Trump, der Vierte hat sich noch irgendeinen Feind ausgedacht. Wozu braucht ein Christ das? Zumal das Menschen sind, die an der Macht sind. Mit ihnen wird der Herr besonders hart ins Gericht gehen. Von ihren Entscheidungen hängt Vieles in unserem Leben ab, ob es ein Leben in Frieden sein wird, oder nicht. Deshalb beten wir, dass Gott sie erleuchte, aufhalte/bremse/anhalte oder aufkläre. Natürlich kommt es uns selbst oft so vor, als wären wir Politiker. Wenn man mal so liest in einem sozialen Netzwerk, dann sind alle deine Freunde Politiker. Verändert sich die Situation, werden alle Spezialisten für Viren. Augenblicklich werden alle Profis, geben Ratschläge, wissen es natürlich besser, wie es zu sein hat. Davon muss man sich fern halten. Ein Christ kann keine Feinde haben. Er darf keinen hassen. Er muss segnen. Und wenn er keine Kraft hat zu segnen, dann möge er wenigstens schweigen. Die Verfolger, unterstreicht und wiederholt Apostel Paulus, verflucht nicht, sondern segnet sie! Denn auch sie sind sich nicht bewusst, was sie tun und leben vielleicht im Glauben, sie seien die Vollstrecker eines allumfassenden Gerichts. Letztlich sind aber auch sie eine Waffe in den Händen der Vorsehung, manchmal auch einer göttlichen Heimsuchung. Deshalb schreibt Paulus: „segnet“! Das bezieht sich natürlich auch auf die Menschen, die uns in unserem einfachen Alltag nicht wohlgesinnt sind. Wir müssen uns von allem Hass befreien. Als Beispiel möchte ich, auch wenn ich weiß, dass ich euch schon sehr strapaziert habe, ganz kurz aus der Liste der Heiligen, derer heute gedacht wird, die Heilige Lucia nennen. Sie hat ein äußerst interessantes Beispiel gegeben. Sie war Christin, eine reiche junge Frau. Sie wurde gefangen genommen von irgendeinem germanischen Krieger, einem Hauptmann. Der hat sie mitgenommen in sein Haus. Er dachte, sie würde seine Dienerin werden. Natürlich vollzog er zuhause irgendwelche heidnischen germanischen Kulthandlungen – das Ganze findet zu Beginn des 4. Jh. statt – und er erwartet jetzt von ihr, da sie nun mal als Sklavin gefangen gehalten wurde, dass sie gemeinsam mit ihm Opfer darbringen solle. Sie sagt: „Nein. Lieber sterben, aber ich werde deinen Göttern keine Opfer darbringen.“ Für ihn als Soldat war das interessant. Denn diese Menschen hatten ja ständig den Tod vor Augen und hatten panische Angst vor ihm. Und hier ist ein Mensch, der keine Angst vor dem Tod hat. Lieber sterben, aber dem eigenen Glauben treu bleiben. Das hat ihm Respekt eingeflößt. Dann begann er sie zu beobachten, und wirklich, dieser Mensch betet tief und irgendwie sehr innig. Er stellt ihr ein kleines separates Häuschen zur Verfügung auf seinem großen Hof, überlässt ihr ihre Dienerinnen, die er gemeinsam mit ihr gefangen genommen hatte und gibt ihr noch einige von den eigenen dazu, und sagt: „In eurem Häuschen da könnt ihr beten. Und betet besonders auch für mich, wenn ich auf Feldzügen unterwegs bin.“ Er war Berufssoldat, der viel in den unterschiedlichsten Armeen kämpfte und immer wieder auf Feldzügen war. Und Lucia also sollte für ihn beten. Und sie betete. Immer. Und er kam heil wieder, jedes Mal, mit großem Lohn, und freute sich sehr darüber, dass er jetzt in seinem Haus eine solch tüchtige Bittstellerin hatte. Aber dann erreicht sie die Nachricht, dass wieder einmal eine Zeit der Verfolgungen beginnt. Diokletian begann die Christen zu verfolgen. Sie sagt zu ihm: „Das war´s. Ich habe bei dir gelebt, ich habe für dich gebetet, aber jetzt gehe ich.“ „Wohin?“ „Nach Rom.“ „Warum?“ „Ich will sterben, gemeinsam mit den Christen, die dort hingerichtet werden.“ „Ich gehe mit dir.“ Dieser Mensch hat sein Haus verlassen, seine Familie, seinen großen Hof, um sich das anzusehen. Er ging sich das ansehen, begeisterte sich und starb zusammen mit ihr. So eine überwältigende Heiligenvita. Er war ihr Verfolger, hat sie gefangen genommen, nahm ihr die Heimat, das Land, die Freunde, die Gemeinde, in der sie lebte, ein schrecklicher Mensch. Sie hat für ihn gebetet. Und das ist die Frucht: heute verehren wir diese beiden zusammen als Heilige, die Heilige Märtyrerin Lucia und Rix, diesen germanischen Hauptmann, der von den Großtaten dieser jungen Frau so berührt war, dass er selbst beschloss gemeinsam mit ihr sein Leben für Christus zu opfern. Das ist eine wunderbare Illustration, wie wir diejenigen segnen sollen, die uns nicht wohlgesinnt sind. Manchmal wissen die Menschen selbst nicht, was sie tun, manchmal sind sie blind und können nicht an sich halten, vielleicht weil sie selbst eine schwere Kindheit hatten oder durch irgendeine innere Problemhaftigkeit. Aber wir müssen sie und die ganze Situation in unser Herz nehmen, Mitleid mit diesen Menschen haben, sie nicht verfluchen und beten. Und wir sehen, wie das Gebet Wunder wirkt, wie es uns selbst verändert, alle die ändert, die uns heute hassen und morgen vielleicht schon bereit sind, mit uns in den Tod zu gehen für den Wiederstandenen Christus. Beschütze uns alle der Herr, liebe Brüder und Schwestern, Gottes Segen euch allen!
ich möchte zwei Punkte/Dinge im Zusammenhang mit den Eltern von Johannes dem Täufer und dem Fest der Geburt Johannes des Täufers hervorheben.
Wie wir in der Heiligen Schrift lesen, waren die Eltern von Johannes dem Täufer gottesfürchtig, versuchten, das Gesetz Gottes zu erfüllen, und wandelten vor Gott, wurden aber mit Unfruchtbarkeit geprüft. Wir müssen von ihnen lernen, nicht den Mut zu verlieren und auch unser Kreuz auf uns zu nehmen. Der Herr segnete sie und gab ihnen die Gelegenheit, diese Schande auszulöschen. In den Zeiten des Alten Testaments wurde geglaubt, dass wenn eine Familie kein Kind hatte, jemand eine sehr schwere Sünde vor Gott begangen hatte. Deswegen machte der Herr sie unfruchtbar. Aber Gott macht es ein bisschen anders.
Wie der selige Theophylakt von Bulgarien sagt, schickte der Herr ihnen so spät ein Kind, damit sie ihr heißes Blut ruhig halten. Denn wenn eine Person von jungen aktiven Eltern geboren wird, ist das Kind ebenfalls aktiv. Und wenn ein Kind als zehntes oder fünfzehntes geboren wird, dann ist es schon ruhiger, weil seine Eltern in höherem Alter sind. Nach dem seligen Theophylakt von Bulgarien wird Johannes der Täufer eben für einen höheren geistlichen Zustand geboren, weil er eine besondere Mission hatte – die Vorbereitung auf die Begegnung mit dem Herrn Jesus Christus.
Und dann ist noch sehr wichtig zu betonen, dass die Propheten sehr oft von Gott zu ihrem Dienst, zu ihrer Predigt berufen wurden. Aber was das Erscheinen dieses Propheten betrifft, hören wir auch eine Prophezeiung, was sehr überraschend ist. Ein Prophet spricht von einem anderen Propheten (so was war einmalig, nur von Johannes dem Täufer), dass ein Prophet in der Macht und Herrlichkeit des Elias kommen und sich auf die Ankunft des Herrn Jesus Christus vorbereiten wird.
In der Tat wurde Johannes der Täufer nur sechs Monate vor der Geburt des Herrn Jesus Christus geboren, einerseits ein Prophet und andererseits ein Verwandter. In der Heiligen Schrift lesen wir, dass er nicht nur ein Prophet, sondern ein Freund des Bräutigams ist. Das heißt, es handelt sich um eine besondere Wahrnehmung oder sozusagen um einen besonderen Titel und Rang, dass nicht nur irgendein Prophet, sondern ein sehr enger Vertrauter, wie ein Trauzeuge bei der Hochzeit kommen wird. Da ist der Bräutigam, da ist der Trauzeuge. Der Bräutigam ist Christus, und sein Freund ist Johannes der Täufer.
Und heute feiern wir das Andenken an diesen großen Heiligen, den Propheten. Wenn wir unseren orthodoxen Kalender öffnen und einen Blick auf die Gedenktage der Heiligen werfen, werden wir sehen, dass die orthodoxe Kirche die Geburt von nur drei Menschen feiert: die Geburt des Erlösers, die Geburt der Jungfrau Maria und die Geburt Johannes des Täufers. Die Geburtstage anderer Heiliger werden von der Kirche nicht gefeiert. In der orthodoxen christlichen Wahrnehmung wird der Tag des Übergangs eines Menschen von diesem Leben in die Ewigkeit stärker abgehoben. Dieser Tag ist der Tag seines Gedächtnisses und seiner Heiligenverehrung. Bis ins vierte Jahrhundert feierte niemand seinen Geburtstag, unter anderem auch Juden und Christen. Der Wendepunkt geht auf das vierte Jahrhundert zurück, als die Kirche die Menschenwerdung des Erlösers definierte. Im vierten Jahrhundert erscheint dann das Weihnachtsfest. Danach beginnen viele Christen, ihren Geburtstag zu feiern.
Der heilige Apostel und Evangelist Lukas sagt im Evangelium, dass die Gnade an Johannes dem Täufer groß sein wird, und dass er unter denen groß sein wird, die von Frauen geboren werden. In der Folge richtete die Kirche das Fest der Geburt Johannes des Täufers ein. Die Kirche verherrlicht diesen großen Heiligen, den großen Bußprediger, damit wir nicht einfach Buße tun, sondern versuchen, unsere Fehler, unsere Sünden, unsere geistlichen Vergehen (oder nicht nur geistliche Vergehen) zu erkennen und sie abzulehnen, uns mit der Hilfe Gottes zu bessern und auf eine erneuerte Weise zu leben. Gott gebe, dass wir nach dem Vorbild Johannes des Täufers, seiner christlichen Lebensweise versuchen, unsere krummen Wege zur Sünde zu korrigieren und sie auf Gott auszurichten, damit sie wirklich gerade sind. Möge uns das Beispiel der Buße, das Beispiel der Bekehrung Johannes des Täufers, seine Predigten, seine Großtaten als würdiges Beispiel dienen. Und besonders an diesem Tag, an dem wir seine Geburt feiern, lasst uns freuen, dass wir das Andenken an den Freund des Herrn, Johannes den Täufer, feiern.